Verschroben, literarisch und ganz scheu zieht sich der Opener durch des Hörers Mark. Eine tiefe Stimme aus dem Nichts erscheint, spricht und lässt einen dann wieder allein. Fast Kafka-esque muten die darauf folgenden Töne an.
So richtig weiß man zu Beginn nicht, was man da vor sich hat. Einerseits absichtlich amateurbeladen, mit schüchternem und unsicherem Gitarrenspiel bei „One step“, welches beweist, dass dem Herren Klang und Gefühl wichtige Komponente sind und Passgenauigkeit unwichtig. Andererseits gibt es frenetisch und harmonisch aneinandergereihte Momente wie bei „Stalker“, die dem Zuhörer den Eindruck geben, als wüsste da jemand mehr als Bescheid und will sich von nichts und niemandem beeinflussen lassen.
Mit sonorem Vibrato so tief wie ein Brunnenboden erinnert der Gesang streckenweise an ein Gemisch aus BLIXA BARGELD und NICK CAVE. Charakteristisch gesehen ist „Evasion“ minimalistisch und zurückhaltend und bedient sich für Singer/ Songwriter-Verhältnisse keinerlei Klischees. Obwohl sich das Album ruhig auf das Gehör legt, ist es keinesfalls eingängig. Überlagerte Stimmen, Fieldrecordings und literarische Abrisse säumen das Werk und umhüllen es in ein Ambiente, welches sich zwischen Kunst, Experiment und harmonischem Wohlklang bewegt.
Die Lyrics, teils auf Deutsch und Englisch, wühlen sich gekonnt durch altbekanntes Terrain. Liebe, Weltschmerz und Poesie sind auch hier ein Thema.
WERNER KITZMÜLLER ist musikalisch schon seit 1999 tätig und veröffentlicht mit „Evasion“ nach seiner EP „Just you“ und der digitalen Veröffentlichung „Proximity“ auf dem Netlabel beatismurder sein Debüt-Album auf dem Wiener Label Valeot Records. Dass man von dem talentierten Singer/ Songwriter weiterhin hören wird, sollte feststehen.