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JACK LADDER – Hurtsville

Als hätten Bono und Alexander Veljanov gemeinsam Urlaub in Australien gemacht und sich die düstersten Erinnerungen auf einem Split-Album geteilt. Oder, als wenn die EDITORS plötzlich jegliche Geschwindigkeit eingebüßt hätten. So in etwa klingt JACK LADDERs neues Werk „Hurtsville“. Der dunkle Bariton legt einen samtenen Teppich über die cineastischen Klänge. Flirrende Gitarren, wie man sie – um im Bild zu bleiben – von The Edge kennt, marching drums und dazu Beobachtungen des Lebens, die Tim Rogers aka JACK LADDER in Worte kleidet und stets den richtigen Ton, ja, die richtige Intonation trifft. Musik, die sich zur Sturmflut ausdehnt, nur um dann den Rezipienten ins nächste Wellental zu schicken, wo man schon Angst hat, auf dem Meeresgrund aufzuschlagen, so weit zieht es einen nach unten. Man möchte sich überall kratzen, um das Zentrum des Schmerzes zu finden, doch es liegt außerhalb des Körpers und JACK LADDER spielt mit ihm und mit uns. Führt uns vor Augen, dass es nicht nur die schönen Popseiten des Lebens gibt, sondern eben auch die Anteile, die er uns auf „Hurtsville“ zu Füßen und zu Ohren legt. Und dann endlich, bei „Position vacant“, kann man erkennen, warum ihn so viele mit NICK CAVE vergleichen. Aber das ist zu einfach und entspricht auch in keinster Weise dem Gesamtkonzept. So verworren wie die Wege durch das australische Outback, so verworren sind auch die Wege von JACK LADDER auf „Hurtsville“. Aber man geht sie gerne mit ihm, denn sie sind mehr als interessant. Sie sind fesselnd. Ein wundervoll düsteres Album für den Herbst. Und nicht nur den meteorologischen.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.