WENDY MCNEILL – One colour more

WENDY MCNEILL schenkt uns mehr als ein Album. Sie schenkt uns ein Buch noch mit dazu. Schwerer als so manches Taschenbuch kommt „One colour more“ daher, mit reduzierten Hintergrundbildern erzählt uns die Kanadierin die Entstehungs- und Bedeutungsgeschichten ihrer Songs, die sie nicht vergisst, ebenfalls abzudrucken. Sie werden untermalt von Folkmusik der guten Sorte, mal leicht balkanesk, dann wieder angloamerikanisch, nie langweilig. Hier leuchtet TOM WAITS auf („Owl and boy“), dort dann AUDRA MAE. Aber WENDY MCNEILLs Stimme ist so selbstständig, so einzigartig, dass sie keine Vergleiche benötigt oder gar erfordert. Ob sie dabei auf Englisch oder Französisch singt, spielt keine Rolle. Wahrscheinlich könnte sie auch einfach das Telefonbuch von Toronto vorlesen und man würde ihr dennoch andächtig lauschen. „One colour more“ bietet wunderschöne Herbstmusik und passt damit sicherlich zur Stimmung, die in vielen von uns ruht. WENDY MCNEILL weckt sie auf und macht das Beste draus. Ein Singer/Songwriter-Album mit wunderschönen Ecken und Kanten, die man erforschen sollte. Worte wie „Folk Noir“ oder „Prärie Gothic“, die teilweise der Musik der Kanadierin zugesprochen werden, hindern nur bei der eigenständigen Rezeption. Man sollte sich selbst ein Bild machen. Wenn es nur halb so schön ist, wie die im Booklet enthaltenen, wird dieses Album in so manchem CD-Schrank landen.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.