Mit dem Jazz ist das so ´ne Sache. Auf der einen Seite ist er ein wunderbar geeigneter Zufluchtsort, wenn man mal wieder von üblicher Rock- und Popmusik gelangweilt ist, auf der anderen Seite ist es natürlich auch hier so, dass es zwar einiges zu entdecken gibt, nach den wahren Schätzen unter Umständen aber lange gesucht werden muss. So kann man zwar den meisten Jazz-Musikern ihre Virtuosität an ihrem Instrument nicht absprechen, das Wissen darum, wie es geht und mit welchen Noten man welche Stimmungen erzeugt. Dennoch, auch das wird einem immer wieder deutlich vor Augen geführt, merkt man gerade dann oft, dass dieses Wissen allein noch keine guten Songs schreibt.
Ebenso verhält es sich bei „Other true self“, dem dritten Album, das Vernon Reid, der in den 80ern mit LIVING COLOR maßgeblich an der Erfindung der Crossover-Musik beteiligt war, mit seiner neuen Band MASQUE aufgenommen hat. Einem Album, das über die die gesamte Spielzeit Zeugnis davon ablegt, wie unglaublich gut die beteiligten Akteure an ihren Instrumenten sind, wie sicher sie die verschiedenen Genres von Reggae bis Metal, von Pop bis Elektronik beherrschen. Und das dennoch, bis auf wenige Momente, einfach nur fürchterlich langweilt.
Glatt wie Schmierseife, steril wie Sagrotan aus der Dose kommt diese Platte aus den Lautsprechern und rauscht komplett vorbei, ohne dass man auch nur den geringsten Anteil daran nehmen würde. Die blitzeblanke Produktion tut ihr übriges dazu. Selbst die in der Tat manchmal interessanten Effektspielereien der Gitarre, in dem Song „Whiteface“ zum Beispiel, fallen dem zum Opfer.
Da hilft auch das RADIOHEAD-Cover „National anthem“, ein sicherlich gut gewählter Titel vom „Kid A“-Album, nicht weiter. Gerade RADIOHEAD, die dafür bekannt sind, dass sie gewohnte Schemata ablehnen und immer darum bemüht sind, neue Wege zu beschreiten, haben dabei mit ihrer Vorlage genügend Freiraum für eine gelungene Interpretation gegeben. Stattdessen wird der Song jedoch fast 1:1 nachgespielt, lediglich der Gesang wird durch Reids Gitarre erstetzt.
Die andere enthaltene Cover-Version, nämlich die von DEPECHE MODEs „Enjoy the silence“ ist da schon gelungener, hier wird wenigstens der Versuch unternommen, aus dem Song etwas eigenes zu machen.
Wer sich etwas für Jazz interessiert, sollte hiervon die Finger lassen, wer nicht erst recht. Schade. Wirklich schade.