An dem Versuch, sich neu zu erfinden, sind schon viele Künstler gescheitert und ganze Bands zerbrochen. Doch genau genommen gab es bei VELVETEEN gar keinen kompletten Reset, man hat stattdessen das in den Fokus gerückt, was zuvor nur im Hintergrund stattgefunden hat.
Wer das Gatefold-Cover dieses schön gestalteten Doppel-Vinyls öffnet, erhält einen Eindruck davon, was ich meine. Falls ihr die Platte noch nicht vorliegen habt, genügt aber auch ein Blick auf die Homepage von VELVETEEN. Dort abgebildet sind sämtliche Instrumente, die auf „Gather & reset“ zum Einsatz kamen – und das sind wahrlich nicht wenige. Zudem besteht dort die Möglichkeit, den jeweiligen Klang zu hören, indem man mit der Maus über das einzelne Instrument fährt. Und so gewinnt man gleich den nächsten Eindruck von der Musik: warme Sounds, ausgefeilte Akkorde, kein 08/15.
Genaugenommen wollten VELVETEEN weg vom klassischen Gitarre-Bass-Schlagzeug-Sound und stattdessen lieber die Instrumente nutzen, die bisher nur in den Overdubs zum Einsatz kamen. So wurde insgesamt sechs Jahre lang an bis zu 120 Spuren gearbeitet, bis die 14 Songs von „Gather & reset“ zusammengetragen waren. Das hat zur Folge, dass der gesamte Prozess des Songwritings neu überdacht wurde und es am Ende keine Rolle mehr spielt, ob eine Klarinette, Synthies oder die Gitarren den Ton angeben. So schlägt das neue Album der vier Frankfurter immer wieder neue Wege ein, bleibt aber stets nachvollziehbar und wirkt erfreulicherweise in keinem Moment überladen. Zudem haben VELVETEEN ein ausgeprägtes Gespür für tolle Melodien, das Bands wie THE NOTWIST in keinster Weise nachsteht. Dieser Vergleich musste zum Ende dann leider doch noch mal herhalten, da die Herangehensweise ans Komponieren eine ähnliche ist. Und weil Fans der Weilheimer hier ganz sicher Gefallen finden werden.
So, und nun wünsche ich mir, dass die Booker von Festivals wie dem Immergut, Appletree Garden, Maifeld Derny und Alinae Lumr diese Band wahrnehmen und baldigst buchen. Es wird sich lohnen!