Es ist spät geworden im Hamburger Hafenklang. Interviews nach einem Konzert sind immer so eine Sache, vor allem, wenn die Band auf der Bühne so ziemlich alles gibt. Dementsprechend angeschlagen ist auch Sänger und Gitarrist Vinx. Später schlägt auch noch Brian auf, nachdem er endlich mal wieder mit seiner Freundin telefonieren konnte (von seinem Handy stammt übrigens das Piepen vor dem zweiten Track ihrer aktuellen CD „Waiting for something“). Und der Bandname wurde nicht von dem gleichnamigen Film mit Tom Cruise geklaut, sondern beschreibt einen italienischen Ausdruck für eine bestimmte Himmelsfärbung.
Du klingst schon ganz schön fertig. Wie war die Tour bisher?
Verdammt anstrengend, ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie viele Konzerte wir am Stück gespielt haben. Zwischendurch waren unsere Stimmen komplett weg, und wir mussten uns in der Apotheke Medikamente besorgen. Aber es macht auch immer noch Spaß.
Vielleicht solltet ihr dann mal einen Abend nicht schreien, sondern eher ruhigere Sachen spielen…
Nein, auf keinen Fall. Das kommt alles spontan auf der Bühne. Und wenn die Show gut ist und wir gut drauf sind, dann müssen wir einfach schreien. Das gehört dazu!
Müsst ihr dann gleich wieder nächste Woche in euren Jobs arbeiten, oder habt ihr wenigstens eine kleine Pause?
Naja, ich bin Student, bei mir geht das einigermaßen. Obwohl ich auch aufpassen muss, da Studieren in Italien eine ziemlich teure Sache ist. Luca hat seinen Job als Computertechniker für die Tour aufgegeben, aber es geht schon alles weiter bei uns. Wir richten uns ziemlich nach der Band, weil es das ist, was wir alle wollen. Wir wollen die Band weiter voranbringen.
Die Support-Shows für die ATARIS dürften ihr Übriges dazu beitragen.
Ja, das ist wirklich eine große Sache für uns, und wir werden uns sehr gut darauf vorbereiten. Denn es ist uns wichtig, dass wir viele Menschen überzeugen können und dass wir weiterkommen.
Hat man es in Italien als Musiker schwerer als z.B. in Deutschland?
Ja, ich denke schon, denn in Italien sind die unterschiedlichen Szenen viel stärker voneinander getrennt. Poppunk spielt mit Poppunk, Ska mit Ska. So etwas wie hier heute würde es bei uns nicht geben. Und Leute aus der Ska-Szene würden auch nie zu einem Poppunk-Konzert gehen, alleine wegen der Gruppenzugehörigkeit.
Auch nicht, wenn ein Album so gelobt wird wie "Waiting for something"?
Wurden wir so gelobt? Naja, es stimmt schon, die Reaktionen waren überwiegend positiv, zumindest von den Leuten, die sich mit uns auseinandergesetzt haben und das Album wirklich gehört haben.
Habt ihr Probleme, dass man euch als Poppunk gleich in die Mainstream-Schublade steckt und sich das Album nicht anhört?
Ja, leider gibt es solche Leute, aber das stört mich nicht. Man muss damit einfach leben, und es bringt nichts, sich darüber auszulassen. Natürlich gibt es viele Bands, die ähnliche Musik machen. Aber sind wir deswegen schlecht? Mit ernster Kritik kann ich leben, aber Schubladenkritiken nerven. Wir sind eine Poppunk-Band, wir machen Poppunk und haben auch kein Problem damit, dazu zu stehen.
Eure Texte handeln eher von alltäglichen Problemen als von großen weltpolitischen Ansichten oder Meinungen. Sind euch Texte wichtig?
Brian: Es ist richtig. Mädchen, Liebe, darüber kann ich viel einfacher schreiben, und als politische Band verstehen wir uns schon gar nicht.
Vinx: Politik ist viel zu komplex für Drei-Minuten-Songs.
Wie ist denn dann "Wait for the sun" zu verstehen?
Brian: Den Song habe ich geschrieben, als gerade der Irak-Krieg anfing. Das war schon ein Schock für uns. Aber er beschäftigt sich nicht mit dem Krieg, sondern mit der allgemeinen Situation, dass viel zu viel gelogen wird und man sich nicht auf Versprechen verlassen kann. Ich beschäftige mich mit einigen Dingen und habe versucht, davon einiges in diesem Song zu verarbeiten. Vor allem aber, dass man sich selbst treu bleiben und kritisch mit Dingen beschäftigen sollte.
Wenn ihr wieder zurück in Italien seid, wie geht es dann weiter?
Wir werden kurz eine Pause machen, dann geht es wieder auf Tour. Unter anderem auch nach Japan, da ist unser Album wohl ziemlich gut angekommen. Das wird eine große Sache für uns, genauso wie die Tour mit den ATARIS, zwischendurch kommen wir auch noch für ein paar Shows nach Deutschland. Irgendwann werden wir sicher auch wieder Zeit finden, um ein paar neue Songs zu schreiben. Wir werden sehen, was noch auf uns zu kommt.
Ok, das wäre es dann. Ab ins Bett und Stimme schonen!
Haha, zu Befehl! Aber es ist wohl wirklich das Beste. Wir haben zwar nur noch wenige Konzerte, aber es schlaucht schon gewaltig.