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V.A. – Immergutrocken 8

Der Immergut Sampler Nummer 8 schon. Kinder, wie die Zeit vergeht.
In dieser hat sich das Immergut zweifellos von einem Geheimtipp zu einer DER festen Institutionen des Festivalsommers für jeden Freund von, im weitesten Sinne, Independent-Musik entwickelt.
Was muss ich mich anstrengen, hier nicht voreingenommen in die Rezension zu starten. Denn wenn aus dem Hause GHvC eine Zusammenstellung von Bands kommt, die auf einer Veranstaltung wie dem Immergut spielen, ist das so etwas wie die Symbiose der Independent-Sympathie, oder? Na gut – ich hatte mir ja vorgenommen, ein bisschen sachlicher zu Werke zu gehen – alles ist ja auch hier nicht immer endfamos, nicht wahr?
Gleich die erste Band strengt sich schon mal an, diese These zu widerlegen. Ja, ich gehöre zu denen, die sie verpasst haben bei ihrem sagenumwobene diesjährigen Immergut-Auftritt.
Die Schweden FRISKA VILJOR steuern mit „Shotgun sister“ einen der besten Songs des Samplers bei. Beim ersten Hören noch verstört weggedrückt, hat er mich jetzt. Aber voll. Dieser Gesang – diese Gitarre. Wahnsinn!
Mit AU REVOIR SIMONE geht es im Anschluss sehr bedächtig, fast meditativ mit Keyboardklängen, percussiven Elementen und natürlich dem schönen Gesang von Erika, Ann & Heather zu, bevor ARCHITECTURE IN HELSINKI beatorientiert und elektronisch mit „Do the whirlwind“ zeigen, wieso ihnen gerade immer größere Aufmerksamkeit zuteil wird.
Ob ich will oder nicht. Jedes mal, wenn ich TELE höre, endet es für mich in einer inneren Kampfsituation. Peinlich berührter Mann-ist-das-Pop-Alarm haut eigentlich-find-ich’s-aber-doch-ganz-gut eins auf die Mütze. Fakt ist: das fluffige „Bye, bye Berlin“, fügt sich hier sehr befreiend in das Gesamtbild des Samplers ein.
NAKED LUNCHs „Military of the heart“ ist eine einzige Kaufempfehlung für ihre neue Platte „This atom heart of ours“ und neben „Shotgun sister“ für mich einer der stärksten Songs hier.
Auch LICHTER gefallen mir gut. „Leerer Raum“ ist eines der rockigsten Stücke des Samplers, bevor es die SHOUT OUT LOUDS mit dem ersten Track ihres neuen Albums anschließend wieder tanzbarer machen.
KRISTOPHER ASTRÖM. Ich fand ihn ja mal gut, aber irgendwie wird seine Musik immer mehr zu belangloser Folkmusik mit Country-Einschlag für mich. Auch „Just little insane“ ist da leider keine Ausnahme.
Das sparsam, schwer greifbare, instrumental vor sich hin plätschernde „Aelita 1“ von TIED & TICKLED TRIO kann mich leider auch nicht wirklich überzeugen. Für meinen Geschmack sorgen diese beiden Songs für einen kleinen Bruch in dieser ansonsten feinen Zusammenstellung.
Bei MALAJUBE, die auch live in vollem Umfang mitreißend waren, wird es dann wieder interessant! Nach dem Konzert traf ich leider nur noch auf einen dem Ansturm nicht im geringsten gewachsenen und restlos leer gekauften Merch-Stand. Zu Recht möchte man meinen, denn auch das hier vorhandene „Fille à plumes“ weiß mit einer ungewöhnlichen, treibenden Stilfusion (ja aus was eigentlich?) zu überzeugen.
Mit dem Bläser und Percussion dominierten „Gadje sirba“ von A HAWK AND A HACKSAW, kann ich leider sehr wenig anfangen. Wahrscheinlich liegt das ausschließlich an der Zusammenstellung der Instrumente, und auch wenn es viel beschwingter daher kommt und ich der Band sicherlich damit Unrecht tue, steigen bei mir unweigerlich traumatische Erinnerungen an bierselig gefärbte Dorffeste auf.
Mit „Electrify“ von FINN begibt man sich sogleich wie erwartet in eine melancholische Welt aus elektrogefärbten, traurigschönen Melodien, an den SOMEONE STILL LOVES YOU BORIS YELTSIN nahtlos anschließen. Mein diesjähriger Lieblingssong des Samplers stammt von SIR SIMON BATTLE. Großes Tennis, dieser von treibendem Beat und unwiderstehlichen Melodien getragene Track „Safety first“.
WINDMILL liefern mit „Boarding lounges“ ein phasenweise fast schon orchestral anmutendes, ruhiges Stück mit recht eigenwilligem Gesang. Die Dresdner POLARKREIS 18 möchte ich allen Unwissenden an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich empfehlen, die hier mit dem letzten Track ihrer gleichnamigen Platte für ruhige Aufgeregtheit sorgen.
Und danach MONTA. Danke. „Sun hits the dark“. Danke Monta, danke. Wer kann so etwas besser? Den würdigen Abschluss des Samplers bilden die Texaner EXPLOSIONS IN THE SKY, die ja leider ihren geplanten Auftritt beim diesjährigen Immergut absagen mussten, was wirklich Schade ist, da sie mit ihren instrumentalen Songtürmen aufs Immergut gepasst hätten wie die berühmte Faust…wieso eigentlich aufs Auge – was ist das denn eigentlich mal für ein prolliges Sprichwort???
Und am Ende ist es doch wie immer: Mir hat die eine oder andere Band mit Stromgitarre gefehlt. Und ich bin trotzdem glücklich, gerührt und freue mich über die ganzen Menschen mit soviel großem Herz. Nein, auch wenn da einiges dran ist, ich verzichte an dieser Stelle auf das Wortspielchen mit dem „immer gut“. Aber nur aus Gründen der Naheliegendheit.
Zum Schluss und auch, wenn es hier nicht hingehört, es beschäftigt mich seit Jahren: Könnt ihr nicht mal wieder die WEAKERTHANS buchen? Mir würden die Tränen in den Augen stehen.