Ein wenig Wehmut überkam mich ja schon, als ich an diesem Abend das Hafenklang Exil betrat. Immerhin bedeutete der Auftritt von TV SMITH das (zumindest für mich) letzte Konzert in diesen Räumlichkeiten, da das Hafenklang nach nunmehr zwei Jahren renovierungsbedingter Zwangsumsiedlung am Ende dieses Monats wieder an den Fischmarkt zurückkehrt. Anfangs als Notlösung angesehen, fand das Exil in den Kellerräumen des ehemaligen Karstadt-Gebäudes nach und nach immer mehr Freunde, die die besondere Atmosphäre und auch die gut erreichbare Lage in Hamburg-Altona durchaus zu schätzen wussten. Wie auch immer, ich war ja nicht gekommen, um der Lokalität hinterher zu trauern, sondern um einen schönen Abend mit feiner Musik zu verbringen.
Im Vorfeld war ich vor allem gespannt, ob die Teilnahme vom TOTEN HOSEN-Schlagzeuger Vom Ritchie Auswirkungen auf den Zuschauerandrang haben würde und musste dabei schmunzelnd an ein ABWÄRTS-Konzert mit Rodrigo Gonzales vor einigen Jahren zurückdenken, bei dem die ersten Reihen des Publikums ausschließlich von euphorisierten ÄRZTE-Groupies bevölkert wurden, während die restliche Audienz überwiegend aus gestandenen Punkrockern jenseits der 30er-Grenze bestand. Ein derartiger Effekt blieb an diesem Abend jedoch aus, denn abgesehen von zwei bis drei jungen Leuten mit DTH-Shirts waren im Publikum keine besonderen Vorkommnisse zu verzeichnen, und auch der Besucheransturm blieb mit gut 150 Leuten im normalen Rahmen.
Den Anfang des Abends machte jedoch zunächst PASCAL BRIGGS. Der junge Mann hat sich in der Vergangenheit bereits in diversen Bands wie den PUBLIC TOYS oder DISTRICT seine Punkrock-Sporen verdient und tingelt nun als Singer/Songwriter durch die Lande. Leider haben wir einen Teil seines Sets verpasst, denn die Akustikgitarrensongs mit leichtem Rock’n’Roll-Einschlag gefielen mir ziemlich gut, und wenn man den Auftritt mit einem THE CLASH-Cover („Rudie can’t fail“) beendet, hat man eigentlich alles richtig gemacht, oder?
Anschließend dann das Punkrock-Promi-Duo aus England: TV Smith hat bereits Ende der 70er Jahre mit THE ADVERTS Punkgeschichte geschrieben und betrat mit seiner Akustik-Gitarre die Bühne, während sich der bereits erwähnte Vom Ritchie hinters Schlagzeug klemmte. Trotz seines fortgeschrittenen Alters gab TV Smith alles ,und man sah ihm bei jedem Ton an, dass er es einfach liebt, auf der Bühne zu stehen und zu spielen. Und das Publikum liebt seine Songs, wie zum Beispiel „Lion and the lamb“, „Generation Y“ oder den ADVERTS-Klassiker „Gary Gilmore’s eyes“, der natürlich ebenfalls nicht fehlen durfte. Zwischendurch erhielten die beiden immer mal wieder Unterstützung von Pascal Briggs, der sowohl an der Gitarre, als auch am Akkordeon bei dem einen oder anderen Stück mitmischte. Im Zugabenteil konnten sich die TOTEN HOSEN aufgrund eines „Pushed again“-Covers auch noch über ein paar Euro von der GEMA freuen, und mit dem rasant gespielten „Runaway train driver“ wurde ein glückliches Publikum in die Nacht entlassen. Auf Wiedersehen, TV Smith – Goodbye, Hafenklang Exil!