Wenn andere Bands drei Monate lang nicht auftreten, ist das gewöhnlich, bei den ständig herumtourenden Turbostaatlern hingegen eine Seltenheit. Umso mehr freuten sich die fünf Flensburger darauf, das soeben fertig gestellte Material nun endlich auch live ausprobieren zu können. Und während man das heimische Flensburg natürlich für die Release-Show aufhebt, bietet das ländliche Ostfriesland ein vergleichbares Szenario – raue Landschaft, spröde Leute. Dass die Rechnung aufging, zeigte sich auch heute Abend, aber dazu später mehr.
Denn erst mal waren die Berliner CIRCUS RHAPSODY dran. Timo und ich wollten gar nicht glauben, dass es sich bei den drei Jungs NICHT um einen Local Support handelt. Warum lässt man eine so untalentierte Band extra aus Berlin einfliegen, wenn jede regionale Schülerband das gleiche Niveau bietet? Wahrscheinlich ließ sich irgendein Booker von dem Fakt überzeugen, dass die Möchtegern-Horror-Punks im Vorprogramm der KOOKS vor ca. 5.000 Zuschauern spielten – dass es sich dabei um eine Coca Cola gesponsorte Newcomer Promotion handelte, blieb sicherlich unerwähnt. Clever, Jungs! Das etwa 20 Meter lange Backbanner wurde jedenfalls neben die Bühne verfrachtet. Ob’s am Platzmangel lag oder ob TURBOSTAAT hier Geschmack bewiesen, wissen wir nicht.
Glücklicherweise bekamen wir nur noch die letzen Klänge von CIRCUS RHAPSODY mit, wunderten uns jedoch darüber, dass das Jugendzentrum trotz „Ausverkauft“-Hinweis nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt war. Dafür waren aber die jungen Zuschauer schon ziemlich voll – und das bereits um kurz nach neun. Na egal, das hebt zumindest die Stimmung. Die ja eh riesig sein müsste, wenn man bedenkt, dass hier normalerweise der Hund begraben ist und nur selten gute Bands Halt machen. Und so war es anfangs auch, allerdings konnte man schnell feststellen, dass bekannte Lieder abgefeiert wurden, während den neuen Songs eher verhalten gelauscht wurde. Na gut, das ist verzeihbar, und zudem hatte ich den Eindruck, dass sich die neuen Sachen mehr im Midtempo-Bereich bewegen. Dazu pogt es sich auch nicht so leicht. Am Sound kann es jedenfalls nicht gelegen haben – der war richtig druckvoll, ebenso der Gesang. Na gut, an den Livequalitäten von TURBOSTAAT gibt es ja bekanntlich eh nichts zu mäkeln. Doch je länger das Konzert andauerte, umso mehr sank die Stimmung. Während vorne noch gelegentlich eine Faust nach oben gereckt wurde, hätte man bereits ab Reihe fünf ein Mikado-Spiel auspacken können. Doch Sänger Jan wies den schwarzen Peter für die fehlenden Zugabe-Rufe der Band zu, die das reguläre Set mit einem neuen Song beendete. Das müsse man noch ändern. Ein paar Songs folgten noch, das geforderte „Frieda und die Bomben“ blieb zwar aus, eine weitere Zugabe ob der fehlenden Nachfrage aber auch. Schade.