Zugegeben, der Name Scheggerott könnte ohne Weiteres als TURBOSTAAT-Songtitel durchgehen. Tatsächlich handelt es sich hierbei jedoch um einen kleinen Ort im nördlichen Schleswig-Holstein, irgendwo im Niemandsland zwischen Flensburg und Kappeln. Er hat laut Wikipedia nur 373 Einwohner, dafür aber immerhin zwei Feuerwehren und nicht zuletzt eine Dorfkneipe, in der oben genannte Band am 18. Januar 2020 ein Releasekonzert zu ihrem neuen Album „Uthlande“ gespielt hat. TURBOSTAAT in familiärer Umgebung auf dem platten Land? Das wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Also flugs Karten geordert, eine Ferienwohnung organisiert und auf in Richtung Norden!
Bereits beim Studium der Autokennzeichen vor der Kneipe konnte man sehen, dass es an diesem Abend nicht nur lokale Freunde und Bekannte der Band nach Scheggerott verschlagen hat, sondern darüber hinaus auch so einige Die-Hard-Fans aus der ganzen Republik angereist waren. Diese kamen im Vorraum zunächst in den Genuss von BUG ATTACK!, einer Ein-Mann-Kapelle, dessen Backline quasi aus einem Gitarren-Verstärker, einer Bass-Drum, einer hochkant aufgestellten Snare sowie einem Crash-Becken bestand. Während der gute Mann mittels Fußmaschine die beiden Trommeln bediente, schrammelte er auf seiner Gitarre kurze, schnörkellose Deutschpunk-Songs herunter, wobei er in der Anschlaghand gleichzeitig einen Drumstick festhielt und mittels diesem den Rhythmus seiner Anschläge auf dem Becken akzentuierte. Ein interessantes Schauspiel, welches uns entsprechenden Respekt abrang und zugleich einen schroffen Kontrast zu den darauf folgenden SCHRENG SCHRENG & LALA bildete, die die verbleibende Zeit bis zum TURBOSTAAT-Auftritt mit ihren unterhaltsamen Akustik-Songs überbrückten.
Die Turbos selber spielten im angrenzenden Tanzsaal, der geschätzt 300 Zuschauern Platz bot. Gespielt wurde das komplette neue Album in Originalreihenfolge. Einige Stücke wie der Opener „Rattenlinie Nord“, „Ein schönes Blau“ und „Hemmingstedt“ wurden ja schon im Vorfeld ausgekoppelt und erfreuten sich bereits einer gewissen Textsicherheit im Publikum, andere Lieder wie „Meisengeige“ oder „Stine“ (zu dem es an diesem Abend übrigens ein exklusives T-Shirt-Motiv zu erwerben gab) wurden hingegen eher interessiert aufgesogen. Mir persönlich blieb vor allem das Stück „Stormi“ mit seinem eingespieltem Kinderchor und Schlagzeug-Solo (!) in Erinnerung.
Wenn man in einem Wettbüro 100,- Euro darauf gesetzt hätte, dass TURBOSTAAT noch ein reichhaltiges Zugabenbündel mit alten Hits schnüren, hätte der Gewinn vermutlich nicht einmal für eine Cola-Korn gereicht (die es nach dem ersten Drittel ihres Sets sowieso nicht mehr gab, da die kompletten Korn-Vorräte der Dorfkneipe zu diesem Zeitpunkt bereits standesgemäß erschöpft waren). Spannender hingegen wäre es darauf zu tippen, welche Songs aus dem umfangreichen Repertoire der Band es denn neben den vermutlich eh gesetzten Dauerbrennern „Insel“ und „Harm Rochel“ in diese erlesene Auswahl schaffen würden. Im Endeffekt wurden neben den beiden bereits erwähnten Liedern noch „Ruperts Grün“, „Abalonia“, „Alles bleibt konfus“ und „Sohnemann Heinz“ zum Besten gegeben, ehe mit meinem persönlichen Favoriten „Schwan“ der Auftritt endgültig seinen Abschluss fand. Insofern ging es am Ende des Abends mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht per Taxi in unsere Unterkunft, ehe wir nach ein paar Stunden Schlaf die Heimreise nach Hamburg antraten. Also dorthin, wo das Schulterblatt noch zuckt.