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KIMONO – aus Island!

Die Schilleroper scheint mir ein wenig der Laden der guten Überraschungen. Natürlich ist nicht alles toll, was dort spielt – ein solcher Anspruch ist auch unerfüllbar – aber nichtsdestotrotz kann man hier in regelmäßigen Abständen tollen Konzerten doch recht unbekannter Bands beiwohnen. Und nach THE LOW FREQUENCY IN STEREO und mit Abstrichen auch LAKE PLACID zeichnete sich abermals Polar Zoo für die gute Unterhaltung verantwortlich.
Heute durften KIMONO aus Island ran, doch zuvor eröffneten PLOKK. Die werden ja von den meisten musikbegeisterten Hamburgern als lokaler Geheimtipp hoch gehandelt, und das trifft auf das Musikalische auch uneingeschränkt zu. Abwechslungsreicher, rhythmisch versierter Math Rock, der nicht allzu sperrig erscheint, um nicht doch noch mitzureißen, aber irgendwie kann ich mich auch beim zweiten Besuch eines Konzertes der Hamburger Jungs nicht dagegen wehren, dass mir zwei Drittel der Band einfach unsympathisch sind. Aber das ändert nichts daran, dass die Musik trotzdem gut ist.
KIMONO haben jedoch gleich alle Sympathie-Punkte auf ihrer Seite. Die kommen teils slackermäßig, teils als Normalo daher, wirken schon deshalb nett, weil sie mit ihrem isländischen Akzent weder richtig deutsch, noch englisch sprechen können – zumindest nicht allzu verständlich – und überzeugen spätestens mit der Musik. Die Wurzeln findet man irgendwo im Mid90er Indierock, Sänger Alex‘ PAVEMENT-Shirt log sicherlich nicht, aber nebenbei konnte man auch Bands wie BLONDE REDHEAD, MODEST MOUSE, mitunter sogar CAN ausmachen. Wobei das Augenmerk bei KIMONO neben einigen Psychedelic Sprengseln vornehmlich auf dem Zusammenspiel der beiden Gitarren lag.
Dass sich hinter den Musikern nebenbei auch noch recht gute Entertainer verbargen, wollte das Publikum zunächst zwar nicht so recht glauben, allerdings ließ sich das spätestens zu dem Zeitpunkt nicht mehr von der Hand weisen, als Kjartan während eines Songs seelenruhig hinter seinem Schlagzeug hervorkletterte, um Gitarrist Gylfie für sein Fotoalbum festzuhalten. Gute Musik und Spaß verträgt sich eben doch miteinander. Weniger Spaß versteht übrigens eine Band aus Berlin mit demselben Bandnamen, die die Isländer über ihren Anwalt rechtlich verklagte. Merkt Euch: die Isländer sind die Guten- in jeder Hinsicht!