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TUNIC – Quitter

 
Was macht man als Gladbach-Fan am besten, wenn der Verein des Herzens letzte Woche das Derby in Köln 4-1 verliert und heute bereits nach 25 Minuten zu Hause 0-5 gegen Freiburg zurückliegt? Erstens: seine Lieblings-Borussenkneipe schleunigst verlassen und sich auf den direkten Heimweg begeben (vor allem, wenn man sich den Raum mit feiernden Freiburgern teilen muss, die einen irgendwann nur noch ganz mitleidig anschauen). Zweitens: zu Hause erst mal die Anlage auf volle Lautstärke drehen und die neue TUNIC anhören. Drittens: das Klopfen der Nachbarn ignorieren und auch der Polizei nicht die Wohnungstür öffnen.
Es ist übrigens gerade erst ein halbes Jahr her, dass ich mit „Exhaling“ das letzte Album der Band aus Winnipeg besprach. Die Herren scheinen also einen wahnsinnig großen kreativen Output oder aber dank Corona viel zu viel Zeit zu haben. Oder beides. Thematisch geht es auf dem neuen Album „Quitter“ um das Loslassen von Dingen. Konkret ist damit der Verzicht auf ungesunde Dinge (Alkohol, Zigaretten), die Kündigung des verhassten Jobs und das Eingeständnis einer psychischen Erkrankung gemeint. Harter Tobak – und dem steht die Musik in nichts nach. Noise-Rock der alten AmRep-Schule: laut, dissonant und erschlagend. Im Vergleich zu TUNIC klingen Bands wie METZ, COILGUNS und BOTCH fast wie brave Schülerbands. „Quitter“ ist schwere Kost, wahnsinnig wütend und immer voll am Anschlag – leider aber auch nur wenig abwechslungsreich. Während bei METZ mit Songs wie „A boat to drown in“ auch mal ein Gang zurückgeschaltet wird, geht es bei TUNIC ungestüm in der gleichen Tonlage weiter. Das mag einen zwar für den Moment durchaus beeindrucken, sorgt auf Dauer aber doch für eine gewisse Entkräftung und Lustlosigkeit. Auch nicht die beste Grundlage, wenn man letztendlich erfährt, dass das eingangs erwähnte Spiel 0-6 endete.