Mit ihrem neuen Album „Fight of the stupid“ lässt sich TONIA REEH ein weiteres Mal in ihrem musikalischen Selbstfindungsprozess über die Schulter hören und man ist sich dabei nicht immer sicher, ob es nun um ihre Selbstwerdung oder um die eigene geht.
Bereits das Vorgängeralbum „Boykiller“ wies entschieden in eine neue Richtung: Weg von den Elektroklängen, hin zu Stimme und Klavier. Dabei streifte die Musikerin nicht nur ihren alten Künstlernamen MONOTEKKTONI ab und begann mit ihrem bürgerlichen sozusagen einen Neustart, sondern räumte dadurch den Blick in seelische Untiefen frei. Das neue Album geht nun konsequent diesen Weg weiter und zeigt dabei neue Facetten. Erweiterte „Boykiller“ den Raum in die Tiefe, so gestaltet „Fight of the stupid“ diesen neu gewonnenen Horizont nun mit manchmal sehr vertrackten Kompositionen aus. Zur Unterstützung holte sich die Künstlerin hierfür den Schlagzeuger Tim Schierenbeck mit ins Boot, der mit durchaus ungewöhnlicher Schlagwerkinstrumentierung manchen Songs eine schräge, sogar morbide Note verleiht. Dennoch finden sich auch eher eingängige Songs auf der Platte, wie beispielsweise das melancholische „Stolen“. So stellen sich am Ende für mich nur die Fragen, weshalb erstens im schön formulierten Artistinfo des Labels die Heimatstadt der Berlinerin TONIA REEH für meinen Geschmack etwas überbetont wird und zweitens Omar Rodriguez-López (BOSNIAN RAINBOWS, THE MARS VOLTA), der laut Info bei zwei Songs „mit ein paar sparsam eingestreuten Gitarrenfiguren aushalf“, erwähnt werden muss. Unter uns: Wo diese Ausnahmesängerin, die mich hinsichtlich der Klangfarbe ihrer Stimme teilweise sehr an JOHNETTE NAPOLITANO erinnert, herkommt und wer auf dieser Platte irgendwo im Hintergrund eine Gitarrenspur eingespielt hat, ist mir (mit Verlaub) ziemlich schnuppe. Vielleicht und wahrscheinlich habe ich aber an dieser Stelle nur einen empfindlichen Nerv.