TIM KNOL – s/t

TIM KNOL kommt aus den Niederlanden und spielt 60s und70s-beeinflussten Rootsrock. Soweit, so – eigentlich – nichts für mich. Aber vom ersten Song an packt mich diese Stimme zwischen BRIAN WILSON, CAT STEVENS (oder muss man mittlerweile YUSSUF ISLAM sagen?), WILLIE NELSON und NEIL YOUNG. Da steckt mehr Folk drin, als man nach dem Bandinfo denkt. Sehr amerikanisch geprägt, WILCO lässt grüßen.
TIM KNOL hat bei den Oranjes alles abgeräumt und sich mit diesem Album im Gepäck im Sommer auf diversen Festivals herumgetrieben.
Instrumental ist alles vertreten, was man erwarten durfte: Barpiano, dezentes Schlagzeug, Händeklatschen, Akustikgitarre und „haahaahaa“-Backings. Manchmal nervt mich die Steelguitar ein wenig, aber bei dieser Musikrichtung ist wohl auch die unvermeidlich.
Etwas Brandneues ist dieses Album sicherlich nicht, so rein von der Musik betrachtet. Aber es bringt die besseren Klänge der vergangenen Jahrzehnte Musikgeschichte in einem aktuellen Gewand frisch auf den Teller des CD-Players. Die Presseinfo hat hier mit „zeitlose Lieder“ nicht ganz unrecht. Man hört TIM KNOL an, wen er so in seinen Top Ten hat, aber durch seine Stimme gibt er den Songs etwas Eigenständiges, Besonderes. Und das überrascht mich sehr positiv, denn normalerweise hätte ich dieser Platte nach dem beigegebenen Pressematerial nicht den Hauch einer Chance bei mir gegeben. Gut, dass die CD noch mit dabei war.
Ganz besonders hörenswert trotz Steelguitar ist der an NICK DRAKE erinnernde Song „Music in my room“. Perfekte Melancholie.
Ein durchweg gut hörbares Album, das die Gedanken in die 70er schickt, einen jeden Fan der genannten Künstler aufhorchen und auch solche anderer Genres interessiert nicken lassen dürfte. Man muss ihm halt eine Chance geben.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.