You are currently viewing THRICE – Die Summe der einzelnen Teile

THRICE – Die Summe der einzelnen Teile

Die Verbindung von Hardcore mit Melodycore lockt heute nur noch wenige Hunde hinterm Ofen hervor. Aber THRICE waren eine der ersten Bands in diesem Sektor, und sie sind, man verzeihe mir die subjektive Wertung, nach wie vor die beste Band, was die Verknüpfung von Pop und Metal angeht. Wobei man feststellen muss, dass sich THRICE auf ihrem vierten Album „Vheissu“ ungewohnt experimentell zeigen, es wird viel mit Samples und Effekten gearbeitet, und im Resultat fällt das Album vergleichsweise düster aus. Sicherlich nicht so finster, dass die vier Jungs aus Orange County damit alte Fans verschrecken würden, aber doch so, dass man ihnen keinen Stillstand vorwerfen könnte. Insbesondere live fiel dann wieder auf, dass THRICE nicht nur durch erstklassige Melodien bestechen, sondern auch durch ein tightes Zusammenspiel und perfekte Synchronität. Im Anschluss an die Tour tauschten wir uns mit Schlagzeuger Riley aus – hier seine Antworten:

[F] Auf „Vheissu“ habt ihr euch für ein esoterisches Artwork entschieden, auf eurer Tour befand sich ein Buddha über euren Köpfen, sowie Kerzen und Räucherstäbchen auf den Verstärkern. Hat Buddhismus eine spezielle Bedeutung für euch, oder ist das nur ein künstlerischer Aspekt?
[A] Das Artwork wurde von David Eggers, einem amerikanischen Autor, entworfen. Zusätzlich zu seinen Büchern veröffentlicht er in den Staaten eine Publikation namens „McSweeney’s“ (eine Zeitschrift, die Dichtungen von vielen verschiedenen Schreibern enthält) und da wir die Text-basierende, bebilderte Art von McSweeney’s # 11 so toll fanden, fragten wir ihn, ob er diese Ausgabe nicht als Inspiration für unser Artwork nutzen mag. Der Buddha über unseren Köpfen war da eher Zufall. Von uns ist keiner Buddhists. Die Deko war also Teil des Clubs und unter ihm müssen wohl alle Bands spielen – wir hatten damit nichts zu tun. Die Kerzen und Räucherstäbchen haben wir nur der Stimmung wegen auf der Bühne platziert. Sie verschaffen den Clubs eine familiäre Atmosphäre, in der man sich wohl fühlt.

[F] Wie man auf „Vheissu“ hören kann, ist Teppei nicht nur ein begnadeter Gitarrist, sondern gleichzeitig ein ambitionierter Pianist. Warum habt ihr diese Parts nicht schon vorher in eure Musik integriert?
[A] Er ist im Laufe der Zeit erst so gut geworden. Ein wenig Piano gibt es auch schon auf „The illusion of safety“, und wir hatten außerdem noch eine Piano-begleitete Songidee, die zunächst auf „The artist in the ambulance“ erscheinen sollte, die wir aber am Ende nie fertig aufgenommen haben. Ich denke, mit „Vheissu“ wollten wir diese Parts definitiv mehr integrieren und im Songwriting als Werkzeug nutzen. Wir schrieben für die Platte alle an den Piano-Parts mit, um diese Sache in unserer Musik zu integrieren.

[F] Wie war die Arbeit mit Steve Osbourne, der nach Arbeiten mit U2 und PETER GABRIEL ja nicht der typische Produzent eurer Musik ist?
[A] Es war super! Wir lernten von ihm viel über Synthesizer, unkonventionelle Aufnahmetechniken, elektronisches Drum Programming, darüber, wie man einen soliden Groove vorgibt und mit mehr Gefühl und weniger Härte spielt. Wir waren die härteste und aggressivste Band, die er je aufgenommen hat, und so denke ich auch, dass er viel gelernt hat, was die Produktion solcher Bands angeht. Wir fühlen uns alle sehr geehrt, mit ihm zusammengearbeitet haben zu können.

[F] Ich las, dass ihr euer neues Material im Tourbus geschrieben habt. Ist man auf Tour nicht sehr ausgelaugt?
[A] Wir haben alle „Reason“ und „Garage Band“ auf unserem Laptop, und können so jederzeit brauchbare Ideen festhalten. Primär geschieht das auf einem sehr individuellen Level, und wir heben uns die Arrangements und Fine Tunings für die Momente auf, wenn wir wieder als Band zusammenkommen können. Es ist wirklich nützlich, diese Tools auf Tour dabei zu haben, weil man Ideen dann nicht vergisst und so auf ein großes Potential an Fragmenten oder Songs zurückgreifen kann, wenn’s an die Aufnahme geht.

[F] Mit „Artist in the ambulance“ habt ihr ein Krebshilfeprojekt unterstützt, mit „Vheissu“ supportet ihr kreative Schreibkurse mit Haiku-Elementen. Es hat fast den Anschein, dass ihr die Albumtitel mit eurem sozialen Engagement verknüpft.
[A] Nicht wirklich. Wir suchen nach einer Wohlfahrtseinrichtung, die uns viel bedeutet, einer Sache, an die wir glauben, und die von guten Leuten geleitet wird. Über die Krebs-Charity erfuhren wir von Brian McTernan (Prod. von „The artist in the ambulance“). Sie wird von einem seiner Freunde geleitet, Mark Beemer, der seine Frau einige Jahre zuvor an Brustkrebs verloren hat. Wir trafen Mark und sahen, wie passioniert er in seiner Arbeit steckte, und wussten, das wir dies unterstützen wollten. Seitdem ist er ein guter Freund geworden, und es ist toll, sich an dieser Sache zu beteiligen.
Für „Vheissu“ wählten wir „826 Valencia“ aus, eine Organisation, die von David Eggers (s.o.) gegründet wurde. Es ist ein tolles Projekt und hilft Kindern wirklich dabei, ihre Kreativität zu nutzen. Das ist großartig, da in der Schule heutzutage so vieles auf Mathematik und Naturwissenschaften ausgerichtet ist.

[F] Wenn man einige Jahre zurückschaut, ward ihr eine der ersten Bands eures Metiers. Mittlerweile gibt es jedoch eine Vielzahl an Plagiaten. Ärgert euch das?
[A] Das stört uns nicht. Allerdings finde ich auch, dass dieser Style zurzeit etwas überladen ist; darum hoffen wir auch, uns ein wenig neu zu orientieren.

[F] Seit der Gründung vor acht Jahren gab es bei THRICE noch keinen Besetzungswechsel. Seid ihr mittlerweile schon eine Art Familie, und könntet ihr euch noch vorstellen, auch mit neuen Leuten weiterzumachen?
[A] Wir sind zuerst und allermeist eine Familie. Wir haben bereits darüber diskutiert, dass wir nicht weitermachen würden, wenn wir einen davon verlieren würden. Diese Band ist die Summe der einzelnen Teile. Jeder hat eine Hand im Songwriting, und das ist das, was uns ausmacht. Einen Teil davon auszutauschen, würde die gesamte Dynamik der Band verändern. Ich freue mich sehr darüber, dass diese Band auf Freundschaft basiert, und keine „Leiharbeiter“ dabei sind. Ich verstehe nicht, wie eine Band, die untereinander nicht befreundet ist, harte Zeiten überstehen kann, denn wenn Probleme auftauchen, braucht man doch gerade diese Freunde, um sie durchzustehen.

[F] Und zu guter letzt eine Frage, die mir speziell bei THRICE auf der Seele brennt: Was für Bands bzw. Musik hört ihr selbst, bzw. welche CD befindet sich derzeit in eurem Player?
[A] Auf dieser Europa-Tour habe ich JESU, ZOMBI, DON CABALLERO, MATT COSTA, die neue TOOL, die neue PEARL JAM und die neue BRONX, sowie EXPLOSIONS IN THE SKY, RADIOHEAD und MONO gehört. Thanks for the interview!!!

http://thrice.net/