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THESE ARMS ARE SNAKES – Schlangen in Seattle

Nach einer EP, einer Split mit HARKONEN und einem Full Length meldeten sich THESE ARMS ARE SNAKES im Sommer dieses Jahres erstmals auch persönlich bei uns zu Lande.
"Bring your Lederhosen and beer steins – this tour will be way killer!" hieß es da voller Freude auf ihrer Homepage. Doch die Vorfreude galt auch in umgekehrter Richtung, verbergen sich hinter der Band mit dem merkwürdigen Namen doch illustre Musiker von Bands wie BOTCH, KILL SADIE und NINEIRONSPITFIRE. Entgegen der Annahme, der Meister bliebe bei seinen Leisten, besticht die Band aus Seattle jedoch mehr durch ausgefeilten Post-Hardcore als durch Gedresche. Genug Gesprächsstoff also, um die Band mit Fragen zu malträtieren, die Bassist und Keyboard Brian Cook (Ex-BOTCH) gewissenhaft beantwortete. Dabei kam heraus, wie man Leute durch Voyeurismus zum Nachdenken anregt, wie man von Krach zu Dynamik kommt und warum Brian nicht allzu viel von New York und LA hält.

[F] Zuallererst: was ist die Bedeutung hinter eurem Bandnamen?
[A]Es gibt absolut keine Bedeutung hinter dem Namen. Ryan kam zufällig darauf, und wir begriffen, dass es ein anstößiger Name ist, den man nicht so leicht vergisst.

[F] Eure Musik ist weder Mainstream noch allzu vertrackt. Ist es für Euch schwer, den Mittelweg zu finden?
[A]Ich denke, dass wir unser Bestes tun, um dieser Gratwanderung zu entsprechen. Wir wollen das Publikums nicht unnötig verwirren, aber haben das Bedürfnis, die Musik herausfordernd genug zu machen, damit ihr die Leute ein kleines bisschen Zeit und Aufmerksamkeit widmen müssen, um die Details vollständig schätzen zu können. Ich möchte bestimmt keine Platte herausbringen, die langweilig wird, wenn man sie drei- oder viermal gehört hat, und ich denke, dass es dabei hilft, die Grenzen des "Hörbaren" ein bisschen zu verschieben. Außerdem ist jeder in der Band ein wenig bipolar, wenn es um unseren musikalischen Geschmack geht, so dass es für die Musik, die wir schreiben, ziemlich logisch scheint, einem entsprechenden Plan zu folgen. Allerdings ist es ist nie wirklich ein Problem, diesen Mittelweg zu finden, es passiert einfach.

[F] Was denkt ihr, was der Grund dafür ist, dass Musiker von früheren lauten Bands sanftere Musik machen, wenn sie zusammen arbeiten (z.B. RED SPAROWES, TRISTEZA, ihr …)? Ist nur Alter der Grund?
[A] Ich denke, dass der Grund die Limitierungen sind, was man mit hohen Lautstärken und den Einstellungen der Verzerrung erreichen kann. Alles außer Single Notes, Octave Chords und Power Chords klingt aus einem lauten Mesa Rectifier nun mal scheiße. Und das ist deshalb eine ziemlich beschränkte musikalische Palette, mit der man arbeiten kann. Ich denke, dass diese Bands einfach merken, dass sie ähnliche Ergebnisse mit niedrigerer Lautstärke und/oder Verzerrung erreichen, indem sie mehr auf die musikalische Dynamik achten. Ich kann 99% des heutzutage erscheinenden New Metals nichts mehr abgewinnen, weil ich es einfach langweilig finde. Allerdings bekomme ich beim Hören von Platten wie DOG FACED HERMANS‘ "Hummel of life" jenen Kick, den ich damals bei MESHUGGAH’s "Destroy erase improve" verspürte. Dies sind zwei verschiedene Bands mit zwei völlig unterschiedlichen Stilen, aber ich würde heute eher zu "Jan 9" als zu "Future breed machine" Luftgitarre spielen.

[F] Auf euren Covern sieht man Ausschnitte des weiblichen Körpers. Hat das einen bestimmten Grund?
[A] Es ist nur Zufall. Wir haben unserem Artwork stets viel Zeit und Diskussion gewidmet, und wir haben immer versucht, kontrovers zu sein. Tatsächlich wollen wir damit Menschen aus ihrer wohligen Umgebung locken. Die Leute tendieren dazu, aufmerksamer zu sein, wenn sie herausgefordert werden, und es bewirkt, dass sie anfangen, ihre Werte zu beurteilen. Ich hatte eine wirklich schwere Zeit mit dem Artwork für das EP-Layout, weil ich dachte, es könne verwerflich sein. Aber es zwang mich dazu, der Angelegenheit entgegen zu treten und zu entscheiden, ob die mehrdeutige Natur der Fotografie wirklich irgendwelchen Degradierungsvorwürfen standhält. Als ich gezwungen war, dies genau zu analysieren, merkte ich, dass ich nur Vorbehalte dagegen hatte, wie andere spontan darauf reagieren könnten. Wir hatten einige Beschwerden, die zu großartigen Diskussionen führten, und letztlich merkte ich, dass es das Risiko wert war, weil es uns erlaubt, mit Anderen zu kommunizieren, die verschiedene Ansichten haben und letztlich dazu führt, neue Ideen zu verbreiten. Deshalb freuten wir uns auch schon darauf, mit dem Album etwas Ähnliches zu tun, wobei wir uns von der Befürchtung verabschiedeten, wir seien geschlechtsspezifisch. So findet man im Booklet sowohl nackte männliche als auch weibliche Körper. Wir waren wieder daran interessiert, Leute dazu zu bringen, sich ungeschützt zu fühlen, und was kann man da besseres machen, als ein Layout mit voyeuristischem Inhalt zu schaffen?

[F] Wie auch FRODUS, verbindet ihr die düsteren Aspekte von Psychedelic und Hall mit harter Musik. Welche Bands und Richtungen seht ihr als Einfluss?
[A] Eigentlich ist alles als Einfluss zu betrachten. Die einzigen Bands, von denen ich denke, dass sie uns alle gleichermaßen fesseln, sind LED ZEPPELIN und PINK FLOYD, aber ich möchte diese Bands definitiv nicht kopieren. Ich denke, dass wir alle viel mehr daran interessiert sind, vielschichtige, dynamische und Soundscape-esque Musik zu schreiben als in der Vergangenheit. Tatsächlich ist jede Band, die sich vom Standard Poprock und Heavy Metal Gitarren-Konventionen abhebt als Einfluss zu bezeichnen.Ich kann zwar nicht für die anderen über bestimmte Bands sprechen, die sie inspirieren, aber ich sage mal, dass in unserem Van viel Underground Hip-Hop, Afro-Rock, Reggae und Old Country läuft.
Ich persönlich stehe sehr auf BOB DYLAN, CASPAR BRÖTZMANN, GODSPEED YOU BLACK EMPEROR, GROWING, GARY HIGGINS, KHANATE, ANGELS OF LIGHT, ANTONY AND THE JOHNSONS, WILCO, SUNN, YES und die FLYING BURRITO BROTHERS (zumindest wurde das auf meiner iTunes "most recently played").

[F]Nach der Grunge-Bewegung zu Beginn der Neunziger scheinen sich in Seattle zuletzt sehr viele verschiedene Bands zu tummeln. Gibt es dort noch eine spezielle lokale Szene?
[A] Seattle ist eine Stadt der Musik-Nerds. Die Szene hier besteht aus Menschen, die wirklich, wirklich Musik lieben und leben. Dies ist nicht New York, wo die Leute von VELVET UNDERGROUND und TELEVISION besessen sind, aber sich nicht an der Bühne vorbeibewegen. Und es ist sicher nicht LA, wo nur den neuesten Bands Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wir haben einige der besten Plattenläden, der stilübergreifendsten Bands und das am meisten aufgeschlossene Publikum in der Umgebung. Das einzige Problem ist, dass das Publikum manchmal zu sehr damit beschäftigt ist, die Band zu studieren, anstatt sich zu lockern und mitzutanzen. Aber dafür sind die Leute immer noch sehr aufmerksam und dankbar, worüber ich mich niemals beschweren würde.