Zur Zeit sollte man sich bei Debütalben aus England tunlichst auf seine eigenen Ohren verlassen und eventuell Hypes einfach ignorieren, denn ansonsten besteht akute Gefahr, durch Voreingenommenheit Perlen zu verpassen. THE RIFLES haben mit „No love lost“ eben genau so eine Perle von Album abgeliefert! Die Befürchtung, dass Ian Broudie (LIGHTNING SEEDS) der Band durch seine Produktion die Garage genommen und sie in ein plüschiges Wohnzimmer gepackt hat, ist grundlos. Ein paar schicke Poster an den Backsteinwänden und ein paar wohlgesetzte Spots, und aus der Garage ist ein dufter Partyraum geworden. THE RIFLES feuern gleich zu Beginn fünf Kracher ab, die sich gewaschen haben! Tolle Riffs, tolle Melodien, ansteckende Rhythmen. Zu hören gibt es alles, was in den letzten beiden und/oder früheren Jahren schon viel Spaß gebracht hat. Mal wird man angenehm an die überschäumende Dynamik von BLOC PARTY erinnert, mal an die direkt auf den Punkt gehenden Songs der RAKES, mal gibt es LIBERTINES in gut oder CLASH in modern oder hymnische Gitarrenriffs à la CHAMELEONS oder ganz frühe U2. Dazu der schön klare, kräftige Gesang von Joel Stoker, dem PAUL WELLER und JAM nicht fremd sein dürften.
In der Summe ist das schlicht und ergreifend das beste und rockigste Album, was MANDO DIAO abliefern könnten, aber bisher nicht geschafft haben.
Absolute Hits findet man in Hülle und Fülle („She’s got standards“, „Local boy“, „One night stand“, „Hometown blues“, „Peace and quiet“ und „When i’m alone“). Nur zweimal wird das Tempo rausgenommen. „Spend a lifetime“ und „Narrow minded social club“ kommen rein akustisch daher, was aber durchaus seinen Reiz hat. Als Bonbon gibt es noch einen schön rockenden Hidden-Track.
Mit „No love lost“ haben sich THE RIFLES in meine bis dato persönlichen Top-5 2006 katapultiert.
Unbedingte Kaufempfehlung!