Ich konnte es erst gar nicht glauben, was ich las, nämlich dass die neue Band des legendären Gitarristen und Sängers Ralph Spight von VICTIMS FAMILY im Hafenklang spielen würde. Und solch tolle Neuigkeiten erfährt man natürlich erst einen Tag vorm Konzert. Ich wusste auch gar nicht, ob ich es überhaupt schaffen würde, denn ich war den ganzen Tag horrormäßig beschäftigt. Aber egal, für ein derart exzellentes Event verzichtet man auch gern auf ein ausgiebiges Abendbrot. Also kam ich völlig abgehetzt um 22.00 Uhr im Hafenklang an, besorgte mir ein Bier, zahlte meinen Eintritt und spurtete in den Keller mit der Befürchtung, schon zu spät dran zu sein. Da staunte ich nicht schlecht, als ich unten nur einen Gast antraf. Na ja, wir also wieder hoch, um noch mehr Bier zu trinken. Kurz danach kam auch die Band, stellte sich höflich vor, und wir plauderten über dies und das. Sie waren auch etwas schockiert über die nicht erschienenen Gäste, besonders da sie die letzten Auftritte mit ihren langjährigen Kollegen NOMEANSNO hatten und vor Hunderten von Leuten spielten. Beängstigt fragte ich den Schlagzeuger Mike Branum (HELL’S KITCHEN, CAPITOL PUNISHMENT), ob sie überhaupt spielen würden. Fröhlich und gelassen antwortete er: „Natürlich, wir spielen auch für nur drei Gäste.“ Und so kam es dann auch.
Das intime Drei-zu-Drei-Verhältnis, das ein bisschen was von Proberaumatmosphäre hatte, störte weder Band noch uns. Eigentlich war eher das Gegenteil der Fall, keiner der einem vor der Nase rumsteht, und genug Platz zum Tanzen, so soll es sein. Und THE FREAK ACCIDENT gaben auch wirklich alles. Die Jungs haben es echt drauf, Ralph Spight mit seiner einzigartigen Stimme, die einen immer wieder in die guten alten Zeiten von VICTIMS FAMILY zurück versetzt. Dazu kommt dann noch seine Perfektion an der Gitarre, die ihn unverkennbar macht. Auch der Schlagzeuger und der Bassist gingen tierisch ab. Die schaffen es wie keine anderen, wildes Gefrickel mit sehr viel Melodie zu verknüpfen. Ein Sounderlebnis sondergleichen! Es gab sogar Zugaben und das trotz des mäßigen Applauses, okay mehr wäre zu dritt auch schwierig gewesen. Nach dem Konzert wurde jeder Gast, von Ralph Spight per Handschlag verabschiedet, und der Bassist gab noch allen ein Bier aus. Ja, das sind noch mal gute Manieren.
Ich kann nur sagen, das war ein wirklich großartiger Abend, und mir tun alle leid, die dieses Konzert verpasst haben…