Als ich „A fryhole“ von TER HAAR während der Autofahrt in den CD-Player einschob, hatte ich ein Déjà-Vu. Moment, kann das sein? Tatsächlich! Sie hatten diese Single nämlich bereits auf dem Immergut-Festival verkauft, und Christian hat davon ein Exemplar erstanden, das wir auf der Rückfahrt hörten.
Nun erscheinen die vier Songs also offiziell, wobei es sich um zwei neue Stücke und zwei Remixe des Titelsongs handelt. Und was auf dem Immergut erstaunte, scheinen die drei Berliner nun auch auf CD umzusetzen: es gibt fortan Gesang! Wer bereits das Debüt von TER HAAR kennt, kann sich sicherlich schon denken, dass man nun keine klassischen Strophe/Refrain-Strukturen befürchten muss, vielmehr ersetzt der Gesang das bisher fehlende vierte Rad am Wagen und macht die Band noch eindringlicher. Wer an FUGAZI und THE VAN PELT denkt, liegt sicher nicht ganz verkehrt, gerade was den Titelsong betrifft. Wobei TER HAAR die scharfe Gratwanderung zwischen Vertracktheit, Eingängigkeit, Fragilität, Melodiegefühl und Tanzbarkeit besser umsetzen als je zuvor. Ein Hammersong, dem das nachfolgende „Joni versaal“ in nichts nachsteht. Der Einstieg wird gar hypnotisch gesteigert, um nach einer guten Minute in einem teils dissonanten Krachinferno zu münden, das leider nach 15 Sekunden schon wieder vorbei ist und von elektronischem Gefiepe abgelöst wird. Hier hätte ich mir durchaus eine Wiederholung gewünscht. Nach knapp zwei Minuten schlägt der Song eine Wendung in verträumten Postrock ein, um schließlich wieder kehrt zu machen, bis nach etwa drei Minuten der Gesang einsetzt. Ihr merkt schon: klassische Songstrukturen sind TER HAAR nach wie vor fremd. Und das ist auch gut so.
Die nachfolgenden zwei Remixe verpassen ihnen noch ein Quentchen mehr Tanzbarkeit, und während im Apes Aping Apes-Remix vor allem die Bässe wummern, werden dem Song im Cutoffcutoff!-Remix allen voran ein paar Breakbeats unterlegt. Nicht schlecht zwar, aber ich hätte mich stattdessen auch nicht über zwei weitere neue Songs beschwert.