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TELEMARK – Input/out

Duisburg, immer wieder Duisburg. Es ist die „schönste graue Maus des Landes“, steht im Info zu TELEMARKs neuem Album „Input/out“. TOM LIWA hat gegenüber unserem blueprint-fanzine bereits gestanden: Du kriegst den Jungen aus Duisburg raus, aber Duisburg nicht aus dem Jungen. Und die DÖDELHAIE singen “Ich komm aus einer kleinen Stadt – die kennt doch jedes Kind, weil Arbeit und Maloche hier zuhause sind. (Duisburg, Anm. d. Red.) Rheinhausen heißt der schöne Ort, ist überall bekannt. Wir haben Stahl im Blut und keine Kohle auf der Bank“. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass in Duisburg auch wirklich nette Studenten (ohne Kohle, dafür mit Stahl in den Armen) im hautengen UNDER ARMOUR T-Shirt herumrennen, dazu ein 80er Jahre Lederaktenköfferchen unterm Arm. Und zu Hause wird dann die letzte LOVE A rausgeholt, ein Earl Grey aufgekocht und DIEDRICH DIEDERICHSEN gelesen. Unterschätztes Ruhrgebiet!
TELEMARK veröffentlichten zuletzt 2009 das Album „Informat“. Das ungestüme Album gefiel auch dadurch, dass der Anzug eben nicht allzu perfekt saß. Keine B-Ware, eher ein vererbtes Teil mit einer eigenen Geschichte. In „Inside/out“ scheint wenig dem Zufall überlassen worden zu sein, ein neuer Anzug musste her. Das Genre ist weiterhin der deutschsprachige (Post-)Punk und Noise-Rock. Gitarre, Schlagzeug und Bass machen einen auf Tornado, die Synthies machen einen auf Wave. Letzteres hätte man sich meines Erachtens auch schenken können, es geht zu Lasten des charmanten Unperfektionismus des Vorgängeralbums. Auch 2016 sind die Texte geradeaus heraus und ganz schön angesickt. Allerdings kommen die ersten drei Stücke recht aufdringlich plakativ daher („Schokolade“). Mit dem vierten Stück „Wortort“ beginnt dann aber eine immer noch gelungene Scheibe. Fazit: Besser als KRAFTKLUB, schlechter als PASCOW, im Stil irgendwo dazwischen. Die TELEMARK-Losung zu „Input/out“ findet man in „Nicht nichts machen“: „Nur nicht nichts machen! Die alte Lust entfacht. Champagner weggeext – und dann mal los!“. Mir hätte auch ein Weitermachen im Stile des Vorgängeralbums gefallen, in „alter Lust“. Trotzdem, klaro: viel Erfolg!

Jo Rößmann

Weiß nichts, kann aber alles erklären.