Fast jeder von uns kann mit Sicherheit auf die eine oder andere „Jugendsünde“ zurückblicken. Dies gilt selbstverständlich auch für viele Bands, von denen sich die meisten vermutlich zwar mit einer gewissen Wehmut an ihre musikalischen Frühwerke erinnern, im Endeffekt aber insgeheim eigentlich ganz froh sind, wenn diese für immer in der Nostalgiekiste verschlossen bleiben. Bei der Schwarzwälder Fun-Punk-Formation TANTE INGE hält man hingegen anscheinend eher wenig davon, das eigene frühere Schaffen selbstkritisch zu reflektieren. Stattdessen haut die Band anlässlich ihres 25jährigen Bestehens eine soundmäßig überarbeitete Neuauflage ihrer ersten beiden Alben raus und tut einfach so, als hätte sich die Welt im vergangenen Vierteljahrhundert überhaupt nicht weitergedreht. Was wiederum zur Folge hat, dass ungeachtet von „Me too“-Bewegung und Gender-Mainstreaming plötzlich wieder der chauvinistische Bierzelt-Humor um die Ecke luschert und mit Plattitüden wie „Titten raus, es ist Sommer“ um Fremdscham bettelt. Wobei – dass TANTE INGE mit ihren Texten in der heutigen Zeit womöglich nicht überall auf Gegenliebe stoßen, ist ihnen wohl durchaus bewusst, denn in dem von ihnen verfassten Infoschreiben sind sie durchaus um Differenzierung bemüht. So heißt es dort: „Der banal wirkende Humor dient oft als Fassade, hinter der sich wichtige Themen verbergen. Bei „Du verdienst meine Liebe nicht“ wird beispielsweise das Tabu häuslicher Gewalt angesprochen“. Ob die hier verkündete Kernaussage des besagten Songs allerdings tatsächlich auch bei der Hörerschaft ankommt, wenn in besagtem Text die Partnerin des Erzählers durchgängig als hysterische, dauernörgelnde Frau dargestellt wird, die gefälligst froh sein soll, dass sie „nur“ jeden zweiten Tag auf die Fresse bekommt, bleibt fraglich. Und auch Personen, die tatsächlich von häuslicher Gewalt betroffen sind, dürften den Bandmitgliedern anhand der hier dargebotenen Zeilen wohl kaum ein positives Empathie-Zeugnis ausstellen, sondern ihnen im Zweifelsfall eher einen herzhaften Tritt zwischen die Beine verpassen. In Anbetracht dessen bin ich geradezu froh, wenn sich TANTE INGE in anderen Liedern wie „Currywurst zum Frühstück“ oder „Partyrock & Dosenbier“ gar nicht erst an vermeintlich sozialkritischen Themen versucht, sondern einfach nur Banalitäten von sich gibt. Zu so einer Aussage muss man mich auch erstmal bringen…