Was zunächst wie ein Popalbum aus den 80ern anmutet, ist mit dem Song „Exiting Arm“ der Beginn des dritten Albums von SUBTLE. Bei näherem Hinhören entpuppen sich die Melodien als weit komplexer und diffiziler als gedacht, da die diversen Klänge im Hintergrund sich zu einer dichten Klangcollage vermischen. Dann hat der wenigstens zeitweilig monotone Beat eine schon fast beruhigende Wirkung auf den Hörer. Der zumeist hohe Gesang, der von überall zu kommen scheint und sich unter anderem in „Day dangerous“ bis zu Chören ausweitet, passt in seiner Wandlungsfähigkeit zur musikalischen Unruhe des Albums. In „The no“ und „Unlikely rock shock“ zeigen sich starke Einflüsse aus dem HipHop, immer mit vielen elektronischen Spielereien untermalt. Die sechs Musiker aus den USA haben bereits mit so unterschiedlichen Bands wie TV ON THE RADIO, SOFT PINK TRUTH und THE NOTWIST zusammengearbeitet und bezeichnen sich selbst als genrelos. Tatsächlich lässt sich die Musik schwer verorten: Eine Affinität zum Elektro ist unverkennbar, zudem finden sich mehr als nur Nuancen von Indie-Rock, HipHop und Prog-Rock auf dem Album. „Gonebones“ kommt anteilig ohne erkennbare Liedstruktur aus und überrascht immer wieder mit Einsprengseln von unterschiedlichster World Music. In „Wanted found“ überschneiden sich balladenartiger Gesang, Nintendo-Core und Rap. Bei der Polyphonie und Vertracktheit von „Providence“ wird einem beinahe schon schwindelig. (Die sehr schön gestaltete Homepage der Band ist übrigens nicht weniger unübersichtlich.)
Eines bietet das Album nicht, nämlich Ruhe und Entspannung. Hingegen verlangt es vom Hörer durch jene Mehrschichtigkeit und Uneinheitlichkeit ein sehr hohes Konzentrationsvermögen und eine andauernde Aufmerksamkeit der musikalischen Leistung gegenüber, um überhaupt im Ganzen erfasst werden zu können.