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STREET DOGS – 31.08.2018, Monkeys Music Club (Hamburg)

Ende August, 2018: Die hochsommerlichen Temperaturen der letzten Wochen sind abgeklungen, die Festivalsaison befindet sich auf der Zielgeraden, und das Konzertgeschehen verlagert sich langsam aber sicher wieder zurück in die Clubs. Also ging es an einem Freitagabend in den Monkeys Music Club, in dem sich mit den STREET DOGS und ARRESTED DENIAL eine Art deutsch-amerikanische Streetpunk-Achse eingefunden hat. Dass diese Bandkonstellation in dieser Form zustande kam, war allerdings kein Ergebnis langjähriger Vorausplanung, sondern eher dem Zufall bzw. der geistigen Umnachtung eines gewissen Duane Peters geschuldet, dessen Band US BOMBS ursprünglich mit ARRESTED DENIAL Europa betouren sollte. Nachdem sich Duane Peters jedoch im April auf Instagram als bedingungsloser Trump-Befürworter geoutet und gegen Homosexuelle, Transgender sowie das (Selbstbestimmungs-)Recht auf Abtreibung gewettert hat, wurden die US BOMBS kurzerhand wieder ausgeladen und die STREET DOGS konnten zumindest für einen Teil der ursprünglich geplanten Konzerttermine einspringen.
Dass sich diese vermeintliche Notlösung im Nachgang als Glücksgriff erwies, wurde spätestens beim Auftritt von ARRESTED DENIAL deutlich, als die Hamburger mit gesanglicher Unterstützung von STREET DOGS-Gitarrist Lenny Lashley in Form von „Shoulda known better“ ein Stück von dessen alter Band DARKBUSTER schmetterten, sowie beim TOM PETTY-Cover „Free fallin´“, bei dem sich zusätzlich auch noch Straßenköter-Frontmann Mike McColgan persönlich die Ehre gab. Hier stand in diesen Momenten eine eingeschworene Gemeinschaft auf der Bühne, deren gutes Verhältnis zueinander offensichtlich weit über die sonst übliche oberflächliche Tour-Klüngelei hinausgeht. Daneben spielten ARRESTED DENIAL mit Songs wie „Heimathafen“, „Bis hier, bis heute“, „Stillstand“ oder „Ich hab beschlossen, euch zu hassen“ überwiegend Material ihres aktuellen Albums und unterstrichen wieder einmal, dass sie zu den besten Streetpunk-Bands gehören, die Deutschland derzeit zu bieten hat. Für den einzigen Stimmungsdämpfer sorgte lediglich ein stark alkoholisierter Zeitgenosse, der Band und Zuschauer durchgängig mit seinem Verhalten nervte und dabei das ein oder andere mal bedrohlich am Ohrfeigenbaum rüttelte.
Spätestens als die STREET DOGS dann ihr Set begannen, hatte sich dieses Problem allerdings von selbst erledigt, denn sie sorgten vom ersten Akkord an für einen gut gefüllten Pogo-Pit, der für betrunkene Selbstdarsteller schlichtweg keinen Platz mehr ließ. Mit Songs wie „Up to the Union“, „Rattle and Roll“, “Fatty” oder der Folk-Punk-Hymne “Tobe´s got a drinking problem” hauten die Jungs aus Boston einen Klassiker nach dem nächsten raus, während Stücke ihres aktuellen Longplayers „Stand for something or die for nothing“ nur sporadisch in die Setlist eingestreut wurden. Der Zugabenteil war hingegen hauptsächlich auf Nostalgiker zugeschnitten, gab es hier immerhin sowohl die Uralt-Nummer „The pilgrim: Chapter 33“, als auch ein kleines Medley aus UK-Punk-Klassikern von etwa THE CLASH („Guns of Brixton“) oder SHAM 69 („Borstal breakout“) zu hören. Somit endete an dieser Stelle zumindest der musikalische Teil des Abends, während es den einen oder anderen Konzertgast im Anschluss noch in die umliegenden Kneipen gezogen haben dürfte. Ob dort möglicherweise auch der zuvor besungene Tobe mit seinem Alkohol-Problem angetroffen wurde, ist hingegen nicht überliefert.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.