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SIBERIAN MEAT GRINDER – s/t

Ich erinnere mich noch gut an das letztjährige Wilwarin-Festival. Dort kam ich zum ersten Mal mit SIBERIAN MEAT GRINDER in Kontakt, die trotz fortgeschrittener Stunde einen berauschenden Auftritt hinlegten und zum heimlichen Gewinner des Festivals avancierten. Die mir nun vorliegende CD beinhaltet ihre beiden bisher nur in Russland erschienenen EPs "Hail to the Tsar" und "Versus the world" und bestätigt im Grunde genommen den positiven Eindruck, den das aus Mitgliedern diverser Moskauer Antifa-Bands wie WHAT WE FEEL und MOSCOW DEATH BRIGADE bestehende Projekt damals bei mir hinterlassen hat: Ihr furioser Mix aus Hardcore, Thrash Metal, Punk und vereinzelten Rap-Einlagen ballert alles weg und sie machen dabei keine Gefangenen. Mit messerscharfen Highspeed-Riffs, mitreißenden Gangshouts und wiederholt propagierten Vorlieben für Skateboarding und Graffiti-Bombing liefern sie vielmehr einen Soundtrack ab, der das Lebensgefühl verschiedener Subkulturen verbindet und dabei ein Unity-Gefühl schafft, das vor allem für die ständig mit Neonazi-Angriffen und politischer Repression konfrontierten russischen Szene-Kids einen nicht unerheblichen Stellenwert hat. Im Bewusstsein dessen sollte man hier in Deutschland folglich nicht der Versuchung erliegen, SIBERIAN MEAT GRINDER ausschließlich als spaßiges Thrashcore-Projekt abzutun, wenngleich Songs wie "Still in the game", "Die on the road" oder der gemeinsam mit den Ska-Punks von DISTEMPER aufgenommene Bonustrack "Fire in the heart" einen Moshpit geradezu heraufbeschwören. Tatsächlich steckt hier mehr Substanz hinter, als es auf den ersten Blick scheint.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.