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SEPTIC TANK – Rotten civilisation

Die Mutter aller Nebenprojekte? Ein wichtiges auf jeden Fall. Der Legende nach existieren SEPTIC TANK bereits seit Mitte der Neunziger und haben es bislang auf eine EP in 2012 gebracht. Dem Jahr nämlich, als CATHEDRAL ihr letztes Album eingespielt haben. Zu dem Zeitpunkt war auch wieder Scott Carlson (ex-REPULSION) dabei und deren übrige Studio-Aufnahmezeit nahmen sich mit ihm Lee Dorrian, Garry Jennings und der neue Drummer Jaime Arellano vor, um die „The slaughter“-EP einzuspielen. Gegründet mit dem Ziel, die Musik zu spielen, mit der sie sozialisiert wurden und deren Idealen sie sich verpflichtet fühlen, wird hier die frühe britische Grindcore- und Hardcore-Szene der Achtziger mit damaligen amerikanischen Bands wie SIEGE und japanischen Hardcore-Schwergewichten wie G.I.S.M. verbunden. Dazu kommen natürlich MOTÖRHEAD, aber auch Einflüsse wie WARFARE, neudeutsch auch Metalpunk genannt. Bereits nach erstmaligem Hören überzeugen mich die 18 Stücke von „Rotten civilisation“ vollends. Der Reigen beginnt mit dem ersten selbstbetitelten Geprügel und lässt im weiteren Verlauf der folgenden 17 nicht nach und vergisst dabei auch die Faust-in-die-Höhe-Refrains und Mosh-Parts nicht. Klar ist das technisch versierter als die Originale und das ein oder andere Riff so schon mal gehört. Doch darum geht es nicht, denn SEPTIC TANK ist auch ein Statement, ein Statement an die oberflächliche auf Hochglanz polierte Fassadenwelt der heutigen globalisierten Gesellschaft. Räudig und ehrlich wird sich hier textlich gegen Missstände aller Art ausgekotzt. Der politische Anspruch der Textzeilen von damals in die Neuzeit getragen, wobei die Themen dieselben geblieben und heute aktueller denn je sind. Es muss wieder daran appelliert werden, nicht alles einfach hinzunehmen, nicht zu schweigen und sich seine eigenen Gedanken zu Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Unterdrückung in der Welt, Einfluss und Macht von multinationalen Konzernen etc. zu machen. Neue, wieder aufflammende oder immer schon vor sich hin köchelnde kriegerische Konflikte, der bereitwillig Daten zur Verfügung stellende gläserne Mensch, Brexit, eine Rückkehr zum Nationalismus mit bewachten Grenzen bis hin zum „Das-wird-man-doch-nochmal-sagen-dürfen“ des empörten Mitbürgers – Themen gibt es genug. Offener erscheint die Gesellschaft, doch ist sie es nur an der Oberfläche. Beständiges Kratzen an dieser Oberfläche und den Finger in die Wunde legen, haben nicht nur ihre Vorbilder in vergangenen Zeiten getan, sondern auch SEPTIC TANK verstehen sich darauf, den Mittelfinger zu zeigen und klar Stellung zu beziehen. Denn das ist heute so wichtig.