Augen zu, und los geht der Flug! Man taucht ein in eine Winterlandschaft, passiert schneebedeckte Bäume, und sieht, wie die Sonnenstrahlen den Eiskristallen ein majestätisches Funkeln verleihen. Die Natur zaubert bisweilen unbeschreiblich schöne Bilder, und eine Band mit dem ebenso schönen Namen SEIDENMATT sorgt für die passende musikalische Untermalung. Bei „Bergen“ hört man im Hintergrund zu Pianoklängen ein Schlüsselbund klirren, bevor gesampelte Drumbeats und eine zerbrechliche Stimme das Stück nach und nach weiter aufbauen. Oder ist es vielleicht gar kein Schlüsselbund, sondern ein Projektor und kein Piano sondern eine Gitarre? Egal, SEIDENMATT schaffen Klänge und spielen mit den Tönen. Und am Ende ist da das fertige Werk, das den Hörer automatisch in seine Träume geleitet. Wie auch schon THE NOTWIST und SOMETREE beweisen SEIDENMATT das Gespür für gute Melodien und ausufernde Klangwelten und zeigen sich auf ihrem zweiten Longplayer noch ausgereifter und überlegter als auf ihrem Debüt. Schien „Wasserluft“ bisweilen noch ein wenig unstrukturiert und experimentell, so haben SEIDENMATT in den letzten zwei Jahren viel dazugelernt. Auf „Iyutso-bi“ werden Momente voller Kargheit geschaffen, und wenn die Ruhe fast ausgereizt ist, werden nach und nach immer mehr Strukturen ineinander verwoben, bis man sich schließlich in einem Rocksong wieder findet. Und so sei der Band ihr letzter Wunsch gegönnt, wobei ich mir sicher bin, dass Freunde des Postrocks hier bedenkenlos zugreifen können und werden. Denn es lohnt sich allemal!