Dass SEA & AIR aka Eleni Zafiriadou und Daniel Benjamin ein gutes Gespür fürs Songwriting haben, stellen sie bereits seit mehr als zehn Jahren unter Beweis. Damals noch in der nicht so ganz ernst gemeinten Post-Hardcore-Chaos-Kombo JUMBO JET, später arbeiteten beide dann in Daniel Benjamins gleichnamiger ursprünglich als Soloprojekt gedachter Band zusammen. Die Wurzeln für das harmonische Zusammenspiel wurden also schon vor langer Zeit gelegt, wie viel Potenzial in diesem Duo steckt, zeigte sich aber erst im Laufe der Jahre. Zu dieser Zeit stieg die Anzahl ihrer Fans kontinuierlich an, aber erst als SEA & AIR setzte auch endlich der kommerzielle Erfolg ein. Dass das unermüdliche Live-Touring einen mindestens genauso großen Anteil daran hatte (mittlerweile kommen die beiden auf mehr als 600 Konzerte in 22 Ländern innerhalb von drei Jahren), ist sicherlich nicht zu verkennen.
Doch wo sie mit ihrem Debüt noch das weite Feld der Kammermusik beackerten, scheinen sie sich auf dem Nachfolger „Evropi“ nun endlich freigeschwommen zu haben und aus den Elementen Klassik, Pop, 70s Funk und Stadionrock ein perfekt durchdachtes Konzeptalbum über die Nomadenzeit von Elenis Vorfahren komponiert zu haben, das vor allem auch deshalb überrascht, weil die beiden noch nicht mal dann scheitern, wenn sie sich an die Komposition für ein großes Orchester wagen. Hier wirkt alles absolut stimmig, nicht nur der etwa 30köpfige (natürlich nur zu zweit eingesungene) Chor, auch Instrumente wie Klarinette, Tambourine und Streicher kommen an den richtigen Stellen zum Einsatz, und das Ergebnis wirkt keineswegs überladen. Vielmehr hat man den Eindruck, dass sich die beiden schon seit Jahren mit nichts anderem als Orchester-Arrangements auseinandersetzen. Dass ihr Gefühl für vereinnahmende bis traumwandlerische Melodien dabei keineswegs unter den Tisch fallen musste, macht dieses Album zu dem besten ihrer bisherigen Karriere.