Ein wunderschöner Tag im Jahre 2005. Super Wetter, top Laune und dann schön mit dem Rad zum Grünen Jäger. Dort wartet schon Markus von SCUT, auch glücklich, denn er hat sich den Fuß gebrochen und darf nicht schwer heben, deswegen müssen seine Kollegen für ihn mit aufbauen, und er hat Zeit für einen Kaffee.
SCUT veröffentlichen im Mai auf zwei Labels ihr Debüt „Never got tatooed“ wobei, Moment, ist da nicht ein Tippfehler? Schade, dass du da jetzt so direkt drauf ansprichst. Ist natürlich doof, weil wir eigentlich ein Wortspiel in Anlehnung an einen Planeten aus Star Wars machen wollten. War uns dann doch irgendwie zu schwammig und jetzt müssen wir damit leben. Aber es hat auch textlich Bedeutung, ist also nicht ganz zusammenhangslos. Kann man mit leben.
Dafür werden ihre zwei Labels schon sorgen, denn mit Tumbleweed und Alison Records hat sich ein Team organisiert, dass mit Vertrieb, Booking, Promo, Auslandskontakten und Basisarbeit wirklich alles abdeckt. Tumbleweed ist schon länger mit uns im Kontakt und Alison kam dann später dazu und hat uns sehr geholfen. Und da die beiden Labels sich so gut ergänzen, bot sich die Kooperation an. Ganz so einfach wie erhofft ist es dann doch nicht, denn leider konnten SCUT auf ihrer Promo-Tour noch nicht wirklich mit ihrer Platte angeben, denn die gibt es offiziell erst im Mai und deswegen bitte auch erst dann verkaufen, ein wenig Business muss halt auch sein… Aber ein paar CDs gab es dann doch vorweg.
Die Band-Heimat Wiesbaden mag dem ein oder anderen Indie-Fan vielleicht ein Begriff sein, denn genau die üblichen Wiesbadener Verdächtigen haben auch bei SCUT wieder ihre Finger mit im Spiel. Daniel Riedl und Zac Johnson (alias TOBACCO), zwar mittlerweile wohl auch Hamburger, haben das Album produziert und auch READYMADE damals, haben SCUT mit auf Tour genommen und ihnen so den nötigen Bekanntheitsgrad verpasst. Wiesbaden ist eine sehr nette Stadt. Nicht so groß, aber trotzdem angenehm, um hier zu leben. Ich bin aus Karlsruhe nach Wiesbaden gezogen, und je älter ich werde, desto besser gefällt es mir eigentlich hier. Größere Städte sind schon faszinierend, aber auch eher nur für einen Besuch.
SCUT sind nicht die Jungspunde, die nichts anderes als Party und Musik im Kopf haben, sondern Leute, die neben der Normalität, dem Job, noch ein Hobby haben, das viele wohl mit dem Alter aufgegeben hätten. Lehrer, Produktmanager, aber irgendwie immer noch die Indie-Musiker, mit dem Blick für das Wesentliche und beiden Beinen am Boden. Viel touren können wir leider nicht. Regine kann halt nur in den Ferien, also bleibt uns meist nur das Wochenende. So Sachen wie jetzt haben wir bisher eher selten gemacht. Da wir mit zwei Autos fahren müssen, ist das auch noch nicht so optimal, da herrscht nicht so das Tour-Van Feeling. Dann gab es vermutlich auch noch nicht die üblichen Mann-Frau-Konflikte in der Band? Sie hat uns ein wenig erzogen und wir eben auch sie. Wir reißen uns schon am Riemen, so ist das nicht. Es ist nicht ganz so, na ja, asozial, als wenn wir nur Jungs wären. Mittlerweile müssen wir mit Kraftausdrücken nicht mehr ganz so sparsam umgehen. Es ist ein sehr lockeres Verhältnis geworden.
„Schrammelgitarren helfen gegen Herzschmerz“ Das klingt schon ein wenig cheesy, aber es beschreibt sehr gut, was wir machen. Die Schrammelgitarren, das ist unsere Musik und der Herzschmerz beschreibt das Melancholische. Den Satz hat ein Freund von uns geschrieben, als er mal einen Infotext verfasst hat. Ein schöner Satz, wenn man „Never got tatooed“ einmal gehört hat. Und das ist seit dem 02.05.2005 endlich möglich.