Wie oft passiert es schon, dass man zu einem Konzert einer Band geht, die man eher vom Hörensagen kennt, und zu der man vor allem hingeht, weil Freunde sie sehen wollen, um schließlich für Wochen der unangefochtene Lieblingsact zu werden? So erging es mir, als ich vor einigen Wochen SARSAPARILLA in der Kieler Singer/Songwriter-Institution Prinz Willy besuchte. Zwar hatte ich bei einschlägig bekannten Internetseiten einen wohlwollenden Eindruck verschafft bekommen, ohne allerdings in irgendeiner Weise zu ahnen, dass ich ihn in einer Rezension so abfeiern würde, was, meiner Meinung nach, vor allem der mitreißenden Performance des aus Pittsburgh stammenden Wahlberliners Brandon Miller zu verdanken ist. An dieser Stelle sei an den Live-Bericht von Rilana Anfang des Jahres verwiesen, die im Grünen Salon in Berlin in ähnlicher Weise angetan war.
Zunächst war da ein kleiner Unterschied zu beobachten, an den ich mich erstmal gewöhnen musste. Während der „Liedermacher“ Brandon Miller das Kieler Publikum mit seinem beeindruckenden Gitarrenspiel und seiner unverkennbaren, leicht rauen Stimme auf sich alleine gestellt in den Bann gezogen hatte, trat auf der Platte dagegen eine ganze Schar von Musikern zusammen.
In „Hunt“ beschreibt er eine fantastische Reise in die unberechenbare Natur Kanadas, „Pyramid“ erzählt in getriebener, verstörter Weise von der Energie der Großstadt, deren großer Mund immer wieder aufs Neue gefüttert werden will. „Seduce“ ist wohl das witzigste Liebeslied, das ich je gehört habe. Der Eingangsvers „I was made in a factory for you“ und die dazu passenden Maschinensamples zaubern jedes Mal ein Lächeln auf meine Lippen. Wer bis dahin noch nicht überzeugt ist, der höre sich den Bonustrack „Monkey“ an: Sprechgesang, Klarinetten-Samples à la DJ KRUSH und ein grooviger Beat laden zum finalen Tanzerlebnis ein.
Mehr kann ich von einem Album eigentlich nicht erwarten: literarisch ansprechende Lyrics und ein liebevoll aufgemachtes Booklet mit abgedruckten Texten, eine für ein Singer/Songwriter-Album ungewöhnliche Energie und Intensität, getragen von einer nicht zu schweren Melancholie, eine Stimme, die im Gedächtnis bleibt, und Musiker, die die 14 sehr abwechslungsreichen Lieder sehr gut ergänzen. Chapeau! Der Frühling kann kommen.