Die französische Band 10 RUE DE LA MADELEINE hat mit ihrem Debütalbum für großes Aufsehen in ihrem Heimatland gesorgt. Sie verbindet Rock, Metal, Sprechgesang und Folk mit witzigen ironischen als auch mit sozialkritischen französischsprachigen Texten. Auffällig ist immer wieder eine Klarinette, die meistens den Part der Lead-Gitarre übernimmt. Sogar Geigen übernehmen neben E-Gitarren die Begleitung und sorgen für das zur Zeit so angesagte Gypsie-Element.
„10 RUE“, wie der Crossover-Act in Frankreich bereits genannt wird, werden es auf dem deutschen Markt schwer haben. Denn ihre zum Teil recht eingängige Musik lebt von den Texten, die unwillkürlich zum Zuhören bzw. Mitsingen auffordern. Die französische Sprache ist aber für die Deutschen in der Regel eine schwierige Sprache. Da haben es fremdsprachige Bands wie MANU CHAO einfach leichter. Der Vergleich mit MANU CHAO hinkt aber – zwar verwenden beide gerne die Reggae-Gitarre, aber 10 RUE sind lange nicht so melodisch wie die französisch-spanische Globalisierungsgegner-Combo.
Die Ankündigung im Promo-Text klang vielversprechend: 10 RUE klänge wie RAGE AGAINST THE MACHINE mit Klarinette. Allerdings ist der Vergleich mit RATM viel zu weit gegriffen – dafür fehlt es 10 RUE an kontinuierlicher Härte und den nötigen Grooves. Lediglich der Titelsong „Sur les murs“ geht in diese Richtung. Wenn dann einmal Gitarrenriffs rocken, sind diese nicht besonders originell – die meisten von ihnen kommen mir sehr bekannt vor.
Im Grunde sind 10 RUE Crossover „at its best“: Man nehme alle Instrumente, die beherrscht werden, alle Musikrichtungen, die man kennt, verrühre sie und spielt die Tracks abwechselnd hart oder poppig. Was dabei herauskommt, klingt – wie hier leider manchmal auch – dann eher nach H-BLOCKX als nach RATM. Sicherlich gibt es gute Ansätze, aber ich finde den Musik-Mix gewaltig übertrieben: Weniger ist da meistens mehr. Zudem ist die Klarinette auf Dauer nichts für schwache Nerven. Die sehr liebevolle Gestaltung des Cover-Artwork ist dagegen positiv zu vermerken.