Tätowierte, vollbärtige Singer/Songwriter mit Punk-Background kennt man mittlerweile zu Genüge, und wenn man ehrlich ist, lockt diese Spezies heutzutage kaum noch einen Hund hinterm Ofen hervor. Was mich im Fall von SAM RUSSO dennoch neugierig gemacht hat, ist, dass der Brite sein aktuelles Album auf dem von mir durchaus geschätzten Label Red Scare Industries veröffentlicht, das vor allem im Pop-Punk-Bereich immer wieder mit interessanten, weitestgehend unbekannten Bands auftrumpft. Und auch „Back to the party“ weiß durchaus zu gefallen, wobei als erstes auffällt, dass SAM RUSSO nicht zu der Reibeisenstimmen-Fraktion gehört, sondern gesanglich einfühlsamer als beispielsweise ein CHUCK RAGAN zu Werke geht. Musikalisch deckt er derweil das Spektrum zwischen melancholischen Folk-Stücken („Darkness“, „Anne“, „Tears“) und schwungvoll vorgetragenen Akustik-Punksongs („The window“, „Good and gone“, „Young heroes“) ganz gut ab, so dass auch für die nötige Abwechslung gesorgt ist. Was den Hörgenuss meiner Meinung nach allerdings etwas schmälert, ist der Umstand, dass die Aufnahmen stellenweise übersteuert klingen. Keine Ahnung, ob da etwas beim Mastering bzw. im Presswerk schief gelaufen ist, oder ob hier möglicherweise sogar Absicht vorliegt (womöglich um den Sound etwas rauer zu machen?), aber irgendwas kratzt da unterschwellig in den Gehörgängen. Abgesehen davon jedoch ein recht gelungenes Album.
SAM RUSSO – Back to the party
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:27. März 2020
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.