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ESMERINE – La Lechuza

„Melancholischer Postrock im Gewand der Kammermusik“: so würde ich in aller Kürze das hier vorliegende Album „La Lechuza“ von ESMERINE aus Kanada bezeichnen. Geige, Cello, Harfe, Klavier und unterschiedliche Percussioninstrumente wie beispielsweise Xylophon oder Steeldrum ersetzen Gitarre, Bass und Schlagzeug – sprich: Postrock unplugged. Einzelne Mitglieder des Kammerorchesters sind dabei durchaus prominent: etwa die zu den Gründern von ESMERINE zählenden Bruce Cawdron (GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR) und Beckie Foon (THEE SILVER MT. ZION), als auch Gastmusiker wie die Violinistin Sarah Neufeld (ARCADE FIRE) und der Saxophonist Colin Stetson, der unter anderem bei Aufnahmen von GYBE mitwirkte.
Schreibe ich in solcher Ausführlichkeit über die mitwirkenden Musiker, mag das bei mir ein Anzeichen von Sprachlosigkeit oder Einfallslosigkeit sein, hier ging es mir aber vor allem darum zu zeigen, welche Personen an diesem Album beteiligt sind und dass diese eben keine Newbies sind. Wer auf Xylophon steht, der könnte die ersten beiden Tracks „A dog river“ und „Walking through mist“ mögen. Ich dagegen bin froh, dass es sich im Laufe des Album nicht mehr so in den Vordergrund drängt. Das instrumentale „Trampolin“ hat etwas von Weltmusik, was sowohl dem karibischen Flair der Steeldrum als auch der rhythmischen Verdichtung mittels mehrerer Schlaginstrumente zu verdanken ist – toll. Allerdings finde ich in diesem und dem nächsten Stück eine E-Gitarre – so ganz unplugged geht es hier also doch nicht zu.
Einige Lieder sind mir allerdings aufgrund ihres jammernden und verzweifelten Gesangs einfach zu „emo.“ Mir kommen diese Songs zu arg melancholisch rüber (und das wieder mitten im Sommer), auch wenn dieses Album der im letzten Jahr verstorbenen Lhesa de Sela – über die sich die vier Stammmusiker kennengerlernt haben – gewidmet ist, geht mir da der Herzschmerz dann doch zu weit. Die Tracks sind auch so schon bewegend genug. Es hat ein bisschen gedauert, aber nun, nach mehrmaligen Hören, haben mich die Tracks (vor allem die in der Mitte) eingefangen und eingenommen. Postrock unplugged – faszinierend! Man muss dem Album aber auch die Zeit geben, sich zu entfalten, dann wird das doch zum Teil sehr ungewohnte Hörerlebnis ergreifend.