Was kommt nach einer grandiosen EP wie der „This is noise“-EP? Ein ebenbürtiges Album sagen die einen, eine herbe Enttäuschung meinen die anderen. Leider haben in diesem Fall die anderen Recht, wo sie doch sonst immer so falsch liegen. Mit „Appeal to reason“ hat das Chicagoer Melodic Hardcore-Quartett um Sänger Tim McIlrath einen Langspieler vorgelegt, welcher zugegebenermaßen mit fast 52 Minuten recht lange spielt, in dieser Zeit allerdings nicht überzeugen kann.
Die Energie und (T)rotzigkeit der Vorgängeralben lässt das aktuelle Machwerk leider komplett vermissen. Obwohl der Opener „Collapse (post amerika) noch ganz gut nach vorne geht, erinnert er doch zu stark an die guten alten BAD RELIGION. Dies bedeutet jedoch auch, dass man das Gefühl nicht los wird, das gesungene und gespielte schon in tausendfacher Variation gehört zu haben, und dieses ungute Gefühl hält über die Dauer der 13 folgenden Tracks an. RISE AGAINST appellieren währenddessen so aufdringlich und plump an die Vernunft des Zuhörers, dass man unwillkürlich die linke Faust in die Luft streckt, nur um sie kurz darauf auf die Fernbedienung des CD-Spielers zu schmettern. Wenn Phrasenschweine der Stromgitarre mächtig wären, käme es dem hier Geboteten wohl erschreckend nahe. Leider sucht man das geniale „Obstructed view“ der „This is noise“-EP oder ebenbürtige Songs auf „Appeal to reason“ vergeblich, welches sich somit endgültig der mediokren Anti-Alles-Beschallung preisgibt. Hoffentlich versuchen es RISE AGAINST entgegen ihrer üblichen „Lasst uns treffen und spielen“-Philosophie im nächsten Album mit einem „Lasst uns treffen, nachdem wir uns künstlerisch weiterentwickelt haben und spielen“-Ansatz, dann klappts auch wieder mit dem Rocken.