You are currently viewing V.A. – Schlachtrufe BRD Vol. 9

V.A. – Schlachtrufe BRD Vol. 9

Die „Schlachtrufe BRD“-Sampler waren stets ein Spiegel der jeweils aktuellen Deutschpunk-Szene, und genau wie die Punkszene hat sich diese Tonträgerreihe kontinuierlich verändert: War auf den ersten Teilen der harte Kern der damals noch relativ überschaubaren deutschen Punk- und Hardcore-Szene vertreten, so wuchsen mittlerweile ganze Generationen neuer Deutschpunk-Bands nach und machten sich Stück für Stück auf den Folgeausgaben der Schlachtrufe-Sampler breit. So auch auf dem mittlerweile neunten Teil: Während ATEMNOT, PÖBEL & GESOCKS oder MISSBRAUCH vielleicht noch dem einen oder anderen älteren Deutschpunk-Semester ein Begriff sind, beherrschen überwiegend junge Bands wie KOLLEKTIVER BRECHREIZ, ÜBERDOSIS NICHTS, LÜKOPODIUM oder BORDERPAKI diesen Silberling. Was seit der ersten Nummer des Samplers dagegen gleich geblieben ist, ist die politische/ rebellische Attitüde, die sich nicht nur auf dem Cover, sondern auch in den Texten widerspiegelt – diese decken wieder einmal die komplette Bandbreite von dumpfen (bzw. aufgesetzten) Straßenschlacht-Parolen (EINSTURZ, FREIBEUTER AG) über mehr oder weniger tiefgründig formulierte Systemkritik, bis hin zu wirklich gut überlegten bzw. fundierten Statements (KAFKAS, ALARMSIGNAL, ESA-ZECKEN) ab. Die Reaktionen auf den Sampler sind somit vorprogrammiert: Deutschpunk-Hasser bepissen sich über Bandnamen wie BOCKWURSCHTBUDE, SCHLEPPHODEN, FALLOBSTFRESSER oder DIE SIFFER, die Altpunks nörgeln rum weil früher alles besser war („Seit Schlachtrufe 3 ist sowieso alles nur noch Kommerzkacke, ey!“), und der Nachwuchs wird sich ’nen Ast freuen und auch die neuste Nummer der lieb gewonnenen CD-Serie rauf und runter hören. Am Ende treffen sich dann doch wieder alle beim Force Attack-Festival und liegen sich besoffen und glückselig in den Armen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.