Manche Lieder sind wie Gedichte oder wie Bilder, vollkommen komponiert. Bestimmte Formelemente tauchen immer wieder auf, um den Inhalt zu unterstreichen und so. Wenn das dann nicht nur im Kleinen gelingt, sondern im Großen, so dass ein Gedichtband mit eigenständigen aber doch aufeinander verweisenden und voneinander abhängigen Gedichten entsteht, ist dieser gelungen. „When life and art collide“ ist wie so ein Gedichtband, das ist eine CD wie ein Buch voller Balladen. Alle kleinen Einheiten, aus denen das Album besteht, spielen miteinander, gehören irgendwie zusammen und bringen einen damit immer wieder an den entscheidenden Punkt ihrer Botschaft. Die Textbausteine, die Melodien, die Art und Weise des Gesangs oder der Einsatz der Trompete, des Cello oder der Trombone an bestimmten Stellen handeln immer davon, wie zart, verletzlich und traurig in Wirklichkeit doch jedes Ding ist. So präzise wie Vögel fliegen, fangen RESEDA unsere Gefühle ein und die Last, die auf uns liegt, weil wir anders sind, weil wir nie genug sein werden… Es entsteht eine Musik, die Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat, was sich ja auch schon durch den Titel zeigt – wieder so eine schöne Parallele im Gesamtkunstwerk. Nur schade, dass sie das Album jetzt raus bringen – ein halbes Jahr zu früh oder zu spät – es ist nämlich definitiv Wintermusik. Es ist genau der richtige Soundtrack für dunkel um halb fünf, Tee trinken und dabei ein bisschen Melancholie und Weltschmerz zelebrieren. Aber im Sommer will so was keiner hören. Man muss sie aber entschuldigen, RESEDA kommen aus Schweden, und bekanntlich ist es ja noch weiter im Norden nie so richtig heiß und Sommer. Da macht man eben immer Musik für Leute, die es gerne balladenhaft, mit deprimierenden Texten und tragischer Steigerung – wo am Ende dann die Geigen einsetzen – haben. Also; sehr schön, ich würde sogar sagen filigran und irgendwie schwebend, aber eben Wintermusik…