Nachdem ich RADIO BIRDMAN bei ihrem ersten Deutschland-Auftritt überhaupt, im Jahre 2003, an gleicher Stelle aufgrund von Terminproblemen leider verpasst hatte, sollte es nun endlich soweit sein. Trotz der überschwänglichen Kritiken des damaligen Auftritts und den seither positiven Kritiken zu Konzerten in ihrem Heimatland Australien, hatte ich ein leicht mulmiges Gefühl, denn immerhin haben wir es mit einer Legende im fortgeschrittenen Alter zu tun, und ich war mir nicht sicher, was mich erwarten würde. Das Cobra zu Solingen ist dabei für solch ein Event genau der richtige Laden. Er ist groß, geräumig, man hat von allen Seiten einen perfekten Blick auf die Bühne und, was das wichtigste ist, einen perfekt ausbalancierten, vollen Sound. Das kam auch den COLUMBIAN NECKTIES entgegen. Mit ihrem Highspeed Punk&Roll in der Tradition der NEW BOMB TURKS, legten sie furios los und hatten das schon anwesende Publikum fest im Griff. Sie spielten ausschließlich Stücke von ihrem letzten Output, das ich mir nicht zugelegt habe und dementsprechend die meisten Stücke nicht kannte. Allerdings zündeten die alten Kracher vom Schlage „Why change your moves“ immer noch beachtlich und ein blanker, leicht fülliger Dänen-Bauch kann halt immer noch entzücken! Ein guter Anfang. Mittlerweile war das Cobra angenehm gefühlt, und das Publikum war nicht nur von jung bis alt, sondern auch szenemäßig bunt gemischt, wie man es heutzutage nur noch selten erlebt. Leider spielte man in der Umbaupause extrem langweilige Gitarrenmusik, und so konnte man sich auf das People-Watching konzentrieren. Hier standen Leute von Green Hell, da welche vom Ox, dort der Betreiber des Sounds of Subterrania-Labels, sowie Leute von den seligen JET BUMPERS. Nun sollte es aber losgehen, und ich musste erst mal breit grinsen, denn mal ehrlich: wie häufig sieht man auf einem Konzert gestandene Männer, die der eigene Vater sein könnten, losrocken? Doch die alten Männer können einfach spielen und haben nun einmal unkaputtbare Klassiker im Gepäck. Es wurden alle Register gezogen, und der Sound war einfach großartig. Die Setlist war wirklich ausgewogen und besonders überraschend war, dass sich die Songs vom neuen Album so perfekt in das Programm eingefügt haben. Immerhin stehen sie neben Klassikern wie „Do the pop“, „Non-stop girls“, „Aloha Steve & Danno“ oder auch „Smith & wesson blues“. Kleinere Abstimmungsprobleme gab es bei „Murder city nights“, doch der Stimmung im Publikum tat das keinen Abbruch. Gute Genesungswünsche gehen dabei noch an den Jungen, der ziemlich unsanft per groben Schubser von Deniz Tek von der Bühne befördert wurde. Einziger Wermutstropfen waren die zwischenzeitlichen ruhigeren Stücke, doch durch Rob Youngers eigenwillige aber unterhaltsame Bühnengesten konnte man darüber hinwegsehen. Ein tolles, wenn auch zu kurzes Konzert, weil es einfach gut getan hat, die Stücke endlich einmal live zu erleben. Danke!