Spätestens seit der kommerziellen Ausschlachtung der Subkultur „Punk“ durch die SEX PISTOLS, die in überflüssigem Wohlstandsmüll wie etwa Sid Vicious-Puppen gipfelte, ist klar, dass sich mit Punkrock-Merchandising eine Menge Geld verdienen lässt. In der Folgezeit haben vor allem amerikanische Musikgruppen durch die Verzierung diverser Bekleidungsstücke und Alltagsgegenstände durch das Bandlogo geglänzt: Gerade bei Kultbands wie den MISFITS oder den RAMONES gibt es – ob offiziell lizenziert oder nicht – vom Wecker bis zur Gürtelschnalle alles, was das Fan-Herz begehrt, und selbst SOCIAL DISTORTION-Duftbäumchen sollen schon gesichtet worden sein. Deutsche Bands hingegen tun sich bislang bei der Auswahl exklusiver Merchandise-Accessoires etwas schwer. Dass es jedoch auch hierzulande durchaus ein paar Bands gibt, die versuchen, ihren Anhängern mehr als nur die üblichen Shirts, Buttons, Aufnäher und Einkaufsbeutel zu bieten, zeigen die folgenden Beispiele:
1. Dass die Ruhrpott-Assis von den LOKALMATADOREN einem gepflegten Umtrunk nicht abgeneigt sind, ist kein großes Geheimnis. Umso konsequenter erschien es da, einen Flaschenöffner (oder wie man im Pott sagt „Kapselheber“) mit dem Bandlogo zu versehen. Natürlich schön prollig in Form einer geballten Faust und in den Schalke-Farben blau & weiß.
2. Um ehrlich zu sein, dürften die besagten Flaschenöffner jedoch kaum benutzt worden sein, denn damals gehörte noch die obligatorische Dose Hansa-Pils zum Punker wie die Hexe zum Knusperhäuschen. Der Comedy-Punkgruppe HEITER BIS WOLKIG widmete die Hansa-Brauerei 1997 zur anstehenden Tour sogar ein eigenes Dosenlayout!
3. Eher dem Essen als dem Trinken zugeneigt scheinen dagegen die Herren von MUFF POTTER. Anders ist es nicht zu erklären, dass die deutsche Emo-Punk-Institution auf die Idee kam, Platzdeckchen mit ihrem Namen zu drucken. Aber mal ehrlich: Wer wollte nicht immer schon mal mit MUFF POTTER frühstücken?
4. „T-Shirts sind langweilig“ müssen sich die Jungs von der TERRORGRUPPE einst gedacht haben. Deshalb wurde zur 2000er Tour kurzerhand eine Ladung Altkleider aufgetrieben und auf der Rückseite der Textilien der Aufdruck „Terrorgruppe –Aggropop“ angebracht. Vom klassischen Holzfällerhemd über ausgelabberte Pullover in schrillen Farben bis hin zum Rüschenhemdchen war für jeden schlechten Geschmack etwas dabei. Meine Wenigkeit konnte damals übrigens ein 70er-Jahre-Tennishemd mit Haifischkragen und schniecker Brustbestickung ergattern…
5. Die Hamburger Punk-Legende DACKELBLUT schien ihren Bandnamen ernst zu meinen und offerierte an ihrem Merchandisestand auch eine Küchenschürze. Ich könnte mir vorstellen, dass das Teil der Renner in jedem China-Restaurant wäre…
6. Generell scheint der ehemalige DACKELBLUT-Mastermind Jens Rachut zu zweckdienlicher Bekleidung zu neigen. Denn jüngst erblickte ich eine neongelbe Warnweste mit dem Schriftzug seines aktuellen Projektes KOMMANDO SONNENMILCH. Die nächste Autopanne dürfte somit gerettet sein.
7. Pünktlich zu ihrer Abschiedstour boten WIZO in ihrem umfangreichen Fanartikelprogramm auch Schnürsenkel feil. Ob der Zeitpunkt bewusst gewählt war, damit sich verzweifelte Fans an den Bändern erhängen können, ist nicht überliefert.
8. Um die (ehemalige) Phantomband EISENPIMMEL ranken sich viele Gerüchte. Tatsache ist, dass im Rahmen der unvollendeten EP-Serie „Die 10 Gebote des Punk“ eine kleine Wundertüte erschien, der neben einer Maxi-CD auch ein Stück Original-EISENPIMMEL-Seife (!) beilag. Eine Überraschung, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat.
Na bitte, geht doch.