Mit den SEX PISTOLS wurde schon in jeglicher Form eine ganze Menge Geld gescheffelt. Seien es nun T-Shirts, Buttons, Aufnäher, LPs, CDs oder Filme, alles wurde kommerziell vermarktet und zu barer Münze gemacht. Leider hatte die Band selbst nicht besonders viel davon, die eigentlich mehr oder weniger aus einem Werbegag von Malcolm McLaren entstanden war.
In der Dokumentation „NEVER MIND THE SEX PISTOLS – An alternative history“ geht es, wie man unschwer am Titel erkennen kann, um die Geschichte der SEX PISTOLS. In einem sehr gut nachvollziehbaren und flüssigen Stil werden die ganz persönlichen Erlebnisse mit den Sex Pistolen erzählt von Glen Matlock (Textschreiber und erster Bassist der SEX PISTOLS), Malcolm McLaren (Manager der Band), Steve Diggle (Gitarrist der BUZZCOCKS), John Boogie Tiberi (Tour-Manager), Alan Jones (Verkäufer in McLarens und Vivienne Westwoods Laden), Steve Connolly (Roadie bei THE CLASH und SEX PISTOLS), George X (Ex-Punk), Mick O’Shea (Punk-Autor) sowie von Alan Parker selbst. Chronologisch dargestellt werden die wichtigsten Themen, wie die Entstehung der Band, der Austausch der Bassisten von Glen Matlock zu Sid Vicious, die Wechsel der Plattenlabels, die legendäre „God save the queen“-Schiffsparty, Single-Verbote und und und…
Sehr gelungen ist natürlich Alan Parkers Wahl der Interviewpartner. So viel Schlechtigkeiten Malcolm McLaren auch nachsagt werden, reden kann er. Es macht wirklich Spaß, ihm zu zuhören. Aber auch die andere Musikprominenz ist nicht auf den Mund gefallen. Also alles rundum klasse Interviews. Auch die Interviewsituationen sind alle lehrbuchhaft gestaltet. Und ihr hört die ganze Zeit Interview hier, Interview da…gibt es denn gar keine Zwischenschnitte mit Originalaufnahmen aus der Zeit? Gibt es schon, sind aber so minimal, dass man sie eigentlich nicht erwähnen muss und sollte. Sprich insgesamt nur wenige Sekunden. Das Ding besteht nur aus Interviews, und das soll der eigentliche Clou an dieser Dokumentation sein. Erschreckend aber wahr. Eigentlich sollte jeder gute Filmemacher wissen, dass 94 Minuten „talking heads“, den Zuschauer etwas langweilen können. Man ist zwar gefesselt von der Flut an Informationen und netten Anekdoten, verlangt aber im tiefsten Inneren auch nach Abwechslung. Besonders als über die legendäre „God save the queen“-Schiffsparty gesprochen wurde, hätte ich gern ein paar Bildchen davon gesehen. Wem es genauso geht, dem lege ich „Sid & Nancy“ wärmstens ans Herz, ein echt genialer Streifen mit Gary Oldman als Sid Vicious. Doch um beim Thema zu bleiben, es ist ja auch nicht immer die Aufgabe einer Dokumentation zu unterhalten, aber gerade eine Doku über eine der skandalträchtigsten Bands überhaupt ist nur mit Interviews etwas zu fade. Da kann ich mir auch ein Hörbuch kaufen!
Aber der Informationsgehalt reißt wieder einiges raus und macht die DVD in gewissen Maßen spannend.