Mit ihrem Debüt „Colorize“ aus dem Jahr 2016, auf dem u.a. die zwischen 2013 und 2015 auf Singles und EPs veröffentlichten Songs „Melt“, „Running around“, „Second hand clothes“ und „Mary go round“ enthalten sind, legten die vier Kiwis von PRETTY CITY ein sympathisches Stück Rock mit den Eckpfeilern Fuzz, Shoegaze, Psych- und Brit-Pop vor. Auch live wusste das Quartett unlängst im Hamburger Molotow zu gefallen. Spannend also, dass genau eine Woche später ihr Zweitling „Cancel the future“ ins Headquarter von Blueprint schneite. Passend zum ungewöhnlich dauerwarmen und sonnenüberfluteten Mai in Hamburg, laden PRETTY CITY auf den zehn neuen Songs ihren Fuzz-Rock mit Ohrwurmmelodien und vielen Yeahs, Aahs und Lalalas auf. Wie schon beim Debüt glänzt „Cancel the future“ mit einem Bündel von starken Songs am Anfang. Der Einsteiger „Nothing happens for free“ täuscht zu Beginn noch Westcoastrock im Geiste der DOOBIE BROTHERS vor, bevor aufs Fuzzpedal getreten wird und die Drums einen unruhigen Beat unter den Refrain legen, der sich, ganz im Sinne alter Shoegaze-Schule, ganz groß aufbaut. In der Folge jedoch wird der Shoegaze-Anteil leider zurückgefahren. Von nun an wird es etwas breitbeiniger und in der Ferne winkt das Stadion. „Piece of the puzzle“ erweist sich dabei als der Hit des Albums. „Flying“ ist ein schönes Stück Brit-Pop mit gefälligen harmonischen Wendungen und einem Hauch Psych. Hier, wie auch in „Television“, schimmert ein bisschen der Geist der Swinging Sixties durch. „Same as before“ wirkt wie eine verschollene U2-Perle aus den Sessions zu deren Album „The unforgettable fire“. Gleiches könnte man auch von „Everybody misses you“ behaupten, wenn PRETTY CITY hier nicht wieder ihr Fuzzbrett drunter schieben würden. Ab hier zerfasert „Cancel the future“ etwas und verliert an Stringenz. Das schon angesprochene „Television“, dem man gerne eine prägnante Basslinie gewünscht hätte, nimmt deutlich den Fuß vom Gas. Danach irritiert „Boots“ mit Sprachsample und einem Rave-Groove aus dem Big-Beats-Baukasten der CHEMICAL BROTHERS. Klar, ist das mit Augenzwinkern so gewollt, hemmt aber irgendwie den Vibe des Albums. Die folgenden „Be someone“ und „Simone“ bringen „Cancel the future“ wieder zurück in die zu Beginn eingeschlagene Spur aus Fuzz und Pop. „Simone“ greift dabei deutlich den Geist ihres Hits „Merry go round“ vom Debüt „Colorize“ auf. Das Album endet dann mit der Ballade „Sing me the song“, die aber nicht wirklich zwingend ist. Trotz der leichten Abzüge in der B-Note muss man PRETTY CITY zu Gute halten, dass auch weiterhin alle Elemente des Vorgängers, nur eben leicht variiert und anders zusammengesetzt, vorhanden sind. Talent und Esprit sind vorhanden. Nun wünscht man der Band beim nächsten Album nur noch einen etwas fetteren Etat für eine bessere Produktion.