Auf den ersten Blick wirkt alles wie eine Imitation von GOGO PENGUIN: sie kommen ebenfalls aus England, verbinden Jazz mit Electronica, haben auf Manchesters Indie-Jazz-Label Nummer Eins, Gondwana Records, veröffentlicht und wurden zuletzt für den Mercury Prize nominiert. Doch es gibt auch noch eine ganze Menge Unterschiede beim PORTICO QUARTET. Während bei GOGO PENGUIN die virtuosen Drums in Verbindung mit melodischen Piano-Linien im Vordergrund stehen, produziert das PORTICO QUARTET aus diversen Instrumenten einen bandeigenen Stil, der im Ergebnis viel mehr in Richtung träumerischer Ambient-Sounds geht, die man sich perfekt als Untermalung zu einem Film oder noch besser zu „Space Night“ vorstellen könnte, eine Sendung die im späten Nachtprogramm des Bayerischen Rundfunks lief. Das klingt belanglos? Manchmal läuft das Londoner Quartett tatsächlich Gefahr, dass ihr viertes Album „Art in the age of automation“ zur Begleitmusik verkommt, aber hat diese Musik nicht auch ihre Berechtigung? Musik zu schaffen, die automatisch die Gedanken abschweifen lässt, ist auch eine Kunst. Dazu passt das gelegentlich eingesetzte Hang, wie man es auch von MANU DELAGO kennt, natürlich auch hervorragend.
Ob die Musik des PORTICO QUARTET live vielleicht eine ganz andere Dynamik entwickelt, kann man live bald unter anderem auf dem Überjazz Festival in Hamburg überprüfen, wo sie im Rahmen ihrer Europatour Halt machen, die sie ab Oktober in zwölf verschiedene Länder führt.