Ein bisschen war es so, als wäre man durch eine kalte Wüste gegangen, hätte die Stadt, das Treiben der Donnerstagnacht in Berlin Friedrichshain hinter sich gelassen, dort auf dem Weg zur Jägerklause, in der Grünberger Straße Nummer 1. Wenn man diese Straße vom äußersten Ende bis zum Anfang gegangen ist und schließlich, als Zeit und Raum schon keine Rolle mehr spielen, weil man sich immer weiter von allem Bekannten zu entfernen scheint, während man doch dem Ursprung dieser Straße immer näher kommt, auf ein kleines Häuschen zugeht, durch dessen Fenster warmes Licht nach draußen dringt, dann fühlt man sich beinahe wie ein Wanderer, der sich das, was ihn dort erwartet, durch die hinter ihm liegenden Wegstrapazen redlich verdient hat.
PONTIAK lassen dem ausgezehrten Wanderer noch gerade genug Zeit, sich ein Bier an der Bar zu ordern, bevor sie anfangen zu spielen. Good old-fashioned psychedelic Stoner Rock. Der Sound dröhnt in den Ohren, aber ohne den schmalen Grat von Lust und Schmerz auf dem Trommelfell wäre diese Performance nicht, was sie ist: eine grandiose Entführung in ein fernes, weites Land. Vielleicht Virginia?
PONTIAK, das sind die Brüder Lain, Van und Jennings, die zusammen mit ihren Familien auf einer Farm in Virginia leben. Nach etlichen eigenen Projekten in Europa und den USA fanden sie sich 2005 in Baltimore zusammen und veröffentlichten 2006 gleich ihr erstes Album, "Valley of cats". Das aktuelle, fünfte Album "Living" präsentieren sie auf ihrer jetzigen Tour quer durch Europa.
Nach dem Konzert sprachen wir mit dem Sänger und Gitarristen Van darüber, wie gut Stoner Rock und das Farmleben zusammenpassen können.
[F] Du und deine Brüder leben auf einer Farm in Virginia. Arbeitet ihr dort auch als Farmer?
[A] Nein, aber wir machen neben der Musik noch andere Jobs, meistens da, wo gebaut wird oder wir machen Tischlerarbeiten.
[F] Wünscht man sich da nicht manchmal, dass man weltbekannt wäre und allein von der Musik leben könnte?
[A] Eigentlich ist es mir nicht so wichtig, berühmt zu sein. Aber klar, es wäre schon ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich mir nicht sofort einen Job suchen muss, wenn unsere Tour vorbei ist.
[F] Wie ist das Farmleben denn so, wenn man Stoner Rock macht? Passt das überhaupt zusammen?
[A] Das Leben dort ist sehr gut. Es ist ruhig und nachts kann man die Sterne sehen. Wir sind auf einer Farm aufgewachsen, nicht als Farmer, aber wir sind es einfach gewohnt, in einer ruhigen Umgebung zu leben.
[F] Habt ihr auch Tiere?
[A] Ja, Hunde und Katzen. Meine Frau hat mir erzählt, dass es seit ein paar Tagen auch Hühner gibt.
[F] Dann habt ihr jeden Tag frische Eier.
[A] Ja, und jeden Morgen um fünf Uhr fangen die Hähne an zu schreien…
[F] Wie passt das eigentlich zusammen – Stoner Rock und das Farmleben?
[A] Unser Studio ist auch auf der Farm. Es ist einfach toll, wenn man die Verstärker voll aufdrehen kann, weil es niemanden stört. Wir hatten Proberäume in anderen Städten, das war völlig anders. Laute Musik in kleinen Räumen zu machen, ist was völlig Anderes als wenn man dabei durch das Fenster Felder und Kühe sehen kann. Wenn wir spielen, kann man die Musik noch meilenweit hören.
[F] Das klingt, als wäre das Leben dort sehr inspirierend für euch. Hat sich eure Musik, wie sie heute ist, so entwickelt, weil ihr dort lebt?
[A] Das würde ich nicht sagen. Ich habe vier Jahre in Baltimore gelebt und war dann für einige Zeit in New York City, bevor ich zurück nach Virginia kam. Aber zu der Zeit hatten wir schon einige Songs in Baltimore aufgenommen.
[F] Habt ihr das aktuelle Album komplett in eurem Studio eingespielt?
[A] Ja, die beiden Alben davor auch. Es ist billig und sehr effizient.
[F] Wie ist das eigentlich so, wenn man mit seinen zwei Brüdern so viel Zeit verbringt? Ist das nicht anstrengend, wenn die Bandmitglieder so viel von einem wissen und genau wissen, womit sie einen ärgern können?
[A] Ich denke, wir verstehen uns einfach gut, da kommen solche Probleme gar nicht auf.
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