„…fine before eleven“. So lautet die Bauernregel in ihrer vollständigen Fassung, aber in Hamburg hat man aktuell (und auch sonst) eher das Gefühl, dass genau das Gegenteil zutrifft. Doch gönnen wir den Pflanzen den Regen, genügend Hitze beschert uns der Klimawandel in absehbarer Zeit ja sowieso.
Aber das PENGUIN CAFE hat auf seinem fünften Album weitaus mehr zu erzählen als ein paar Weisheiten über das Wetter. Und wem schadet angesichts der aktuellen Weltlage schon eine prinzipiell zuversichtliche Grundhaltung? Dies formulieren die Briten um Arthur Jeffes auch in ihrer Musik, die sich nach wie vor im Bereich der Neoklassik bewegt, die sich hier aber nicht nur durch ein mit Electronics unterlegtes Piano sondern mit einem ganzen Orchester ausdrückt. Gegründet wurde das PENGUIN CAFE ORCHESTRA bereits 1972 von Arthurs Vater Simon, noch lange bevor es den Begriff „Neoklassik“ überhaupt gab. Seine Absicht damals war, die starren Strukturen der Klassik und auch der Rockmusik aufzubrechen und auf seine eigene Art miteinander zu verbinden. Seine Idee war „imaginäre Folklore“ und „moderne semi-akustische Kammermusik“, die Klassik für ungeübte Ohren nahbar macht. Diese Idee führt sein Sohn unter dem verkürzten Namen PENGUIN CAFE nach Simons Ableben mit derselben Absicht fort, und man ist beeindruckt, wie ihm das auch zwölf Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debüts noch immer gelingt. Denn „Rain before seven“ ist keineswegs so simpel, wie man es der Neoklassik ja gerne nachsagt. Hier werden synkopische Rhythmen mit kubanischen Instrumenten kombiniert, bis am Ende sogar ein 15/8-Takt ausgesprochen eingängig erscheint. Vielleicht ist dies vergleichbar mit einem komplexen, aber fein ausbalanciertem Wein, der perfekt harmoniert. So stört es am Ende auch gar nicht, dass PENGUIN CAFE im Grunde Popmusik machen – mit einer besonderen Instrumentierung.