Vor zehn bis zwanzig Jahren haben mein Vater und ich uns vornehmlich um die Musik gestritten, wenn wir mit dem Auto irgendwo hinfuhren. Er wollte ständig Radio Antenne hören, wo damals hauptsächlich Country und Hits von Gestern liefen, ich brachte immer meine Heavy Metal-Kassetten mit. Was aus heutiger Sicht gesehen für die übrigen Mitfahrer fürchterlicher gewesen sein muss, kann ich nicht abschätzen, allerdings scheint sich um „Alternative Country“ derzeit ein neuer Hype anzubahnen.
OX, alias Mark Browning, ist einer der Vertreter dieser Sparte, die sich irgendwo zwischen Antifolk, Indie und Country ansiedelt. In Kanada hat „Dust bowl revival“ bereits RADIOHEADs „Hail to the thief“ von der Spitze der National College Radio Charts verdrängt, ein paar Jahre später erscheint sein Album auch hierzulande. Ob es allerdings in Europa ebensolche Erfolge verzeichnen wird, bleibt abzuwarten.
Der Opener „Transam“ hat mit seiner zurückhaltenden Art noch einen gewissen Singer/Songwriter-LoFi-Charme, erinnert auch ein kleines bisschen an die Projekte um Howe Gelb und Konsorten. Mit den folgenden Songs werde ich jedoch immer mehr an Sachen wie NEIL YOUNG und RYAN ADAMS erinnert. Gegen dezente Country-Einflüsse habe ich gar nichts einzuwenden. Das haben die WEAKERTHANS, LAMBCHOP, CALEXICO und Co ja auch schon hervorragend geschafft. OX erinnern mich allerdings tatsächlich an amerikanischen Prärie-Kitsch und die schrecklichen Momente mit Radio Antenne damals. Vor allem aufgrund der enormen Spielzeit von mehr als einer Stunde gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass es sich hierbei um Altherrenmusik handelt. Und somit auch um ein gutes Geburtstagsgeschenk für meinen Vater.