OMAS ZWERGE – Neue Zeit?

OMAS ZWERGE? Seltsamer Name. Klingt irgendwie nach Spießigkeit, Kaffeekränzchen und Bausparvertrag. Dass sich hinter diesem Namen eine Punkrock-Band verbirgt, überrascht demzufolge, wenngleich man in diesem Zusammenhang der Vollständigkeit halber erwähnen sollte, dass sich die Band in ihren Texten auf persönliche Themen beschränkt und politische Inhalte lieber anderen überlässt. Im Gegenzug liefern sie auf ihrer neuen EP allerdings ein anständiges musikalisches Brett ab: Dank Lieder wie „Bang bang“ und „Nichts bleibt wie es war“ könnte man sie durchaus mit Bands wie RADIO HAVANNA oder ZSK auf Tour schicken, denn die Melodien sitzen und in puncto Geschwindigkeit muss sich die Band aus Essen auch nicht hinter der Konkurrenz verstecken. Der poppige Refrain von „Unsere Lieder“ lässt einen dagegen eher an die WOHLSTANDSKINDER denken, und beim Titeltrack „Neue Zeit“ kann man einen gewissen BILLY TALENT-Einfluss nicht leugnen. Genau hier offenbart sich leider auch die Schwachstelle dieser EP: Ausgerechnet in ihren besten Momenten erinnern OMAS ZWERGE jedes Mal an irgendeine andere mehr oder weniger bekannte Band, die für den jeweiligen Teil Pate gestanden haben könnte. Ein wenig mehr Mut zur Eigenständigkeit würde den Ruhrpott-Jungs aus meiner Sicht gut tun, um sich dauerhaft aus der Masse an guten, aber in der Regel leider auch relativ austauschbaren Bands hervorzuheben. Dass sie musikalisch durchaus das Zeug dazu haben, haben sie mit dieser Veröffentlichung zumindest bewiesen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.