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NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN – s/t

Es ist sicherlich nicht übertrieben, die NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN als eine der politisch tiefgründigsten und glaubwürdigsten deutschen Punkbands der letzten Jahre zu bezeichnen. Denn während viele andere Bands munter Parolen schwingen, welche sich in ihrem alltäglichen Handeln jedoch nur selten widerspiegeln, steht bei den Hamburgern ein dichtes Geflecht aus Szene-Verbindungen, Aktivismus und einer auch in der Praxis gelebten D.I.Y.-Attitüde auf der Haben-Seite. Ihr drittes und selbst betiteltes Album ist hierfür das beste Beispiel. Das beginnt bereits beim selbst angefertigten Streetart-Artwork und zieht sich einmal quer durch die inhaltliche Themenpalette der Lieder. So wurde beispielsweise das Thema Sexismus innerhalb der Punk-Szene selten dermaßen empathisch auf den Punkt gebracht wie in „Nachsitzen in Sexualkunde, 1. Stunde: Das oben-ohne-Privileg“. Andere Lieder wie „Helikopter-Eltern“ oder „Steuertrick 17“ gehören bereits jetzt zu den am meisten gefeierten Stücken auf den Konzerten der Jungs, wie ich letztens feststellen durfte. Dass die NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN dabei inzwischen auch musikalisch hin und wieder über den Tellerrand hinaus blickt (man beachte zum Beispiel den verstärkten Einsatz einer Akustikgitarre oder die Piano-Klänge bei „Riesenrädchen“), ist möglicherweise dem Umstand geschuldet, dass Stemmen, Ori und Mario dieses Mal erstmalig eine Platte als Trio aufgenommen haben und sich nach dem Ausstieg von Sänger und Gitarrist Sibbe sowieso neu sortieren mussten. Ungeachtet dessen ist dies hier jedoch nicht nur die abwechslungsreichste, sondern zugleich auch die beste Platte der Hamburger.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.