NO LIFE LOST – Nördlich der Vernunft

NO LIFE LOST haben es in ihrer nunmehr über zwanzigjährigen Karriere zwar nie vollbracht, sich ganz vorne an der Speerspitze der deutschen Offbeat-Liga festzusetzen, doch die Fußball-affinen Nordlichter haben es auf jeden Fall geschafft, sich im Laufe der letzten Jahre eine kleine, treue Fangemeinde zu erspielen. Und diese dürfte auch mit dem neuesten Werk „Nördlich der Vernunft“ vollauf zufrieden sein, denn auf diesem zeigen sich die Hamburger wieder einmal von ihrer besten Seite: Nur wenige deutsche Bands verstehen es, dermaßen geschickt mit den Musikstilen Ska, Punkrock und Soul zu kokettieren und daraus ein ebenso harmonisches wie abwechslungsreiches Album zu schmieden. Während Stücke wie „Blutgrätschenursula“, „Respekt an mich“ und „Unverkäuflich“ beispielsweise als stimmungstreibende Ska-Punk-Songs durchgehen, stoßen NO LIFE LOST in „Mann von Welt“ und „Sie, Sade, Entombed und ich“ auch schon mal in Lounge-Musik-Gefilde vor. Eine der größten Stärken der Band sind aber immer noch die Texte, die zumeist kleine amüsante Geschichten erzählen, aber auch gerne mal auf Konfrontationskurs gehen. So bekommt in „Abenteuerland“ beispielsweise der gemeine Stammtischpöbel sein Fett weg, und „Fußballmafia Sankt Pauli“ ist eine resignierende Abrechnung mit dem (ehemaligen?) Lieblings-Proficlub der Band, bei dem die „Friede-Freude-Eierkuchen“-Zeiten mittlerweile anscheinend endgültig vorbei sind. Ungeachtet dessen ist „Nördlich der Vernunft“ jedoch in erster Linie eine Spaß-Platte, die das Potential hat, einem auch an einem verregneten Scheiß-Tag ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.