Nach der Auflösung der Hambuger Band FINK im vergangenen Jahr gibt es wieder Grund zum Aufatmen. FINK-Frontmann und Künstler NILS KOPPRUCH hat sein erstes Solo-Album produziert und wird auch weiterhin seine rauchige Stimme unters Volk mischen.
Insgesamt schlägt die Platte, aus der man noch deutlich den FINK-Ton heraushört, ziemlich leise Töne an. Unterstützt wird Koppruch von einigen ehemaligen Bandmitgliedern wie Christoph Kähler, Ecki Heins und Lars Paetzelt. Mit dabei sind auch andere Musiker wie CLICKCLICKDECKER, Peter Lohmeyer, Günter Märtens (RYTHMUS BOYS) und Lars Precht (BLUMFELD). Dass die Herren sich alle ganz gut kennen, ist der entspannten Atmosphäre in den Stücken anzumerken.
Die Musik bleibt in FINK-Manier beeinflusst vom Folk, ist aber weniger amerikanisch-countryesk und mehr eigenständig, gemischt – autodidaktisch, vielseitig. Die musikalischen Mittel werden sparsam eingesetzt und lassen es dennoch nicht an Wirksamkeit fehlen – wie im Härte-erstarrten „Heimweh“, wo abwechselnd mit verzerrten, hintergrundlosen Akkorden der Text nur noch gesprochen und nicht mehr gesungen wird, oder wie im stärker instrumentierten und trotzdem federleichten „Komm küssen“, wo es nur einiger Geigen im Zwischenteil bedarf, um den Boden unter den Füßen nicht ganz zu verlieren.
Das Album erinnert an SMOG, der immer wieder eindrucksvolle Beispiele für beinahe schonungslos individuelle Arbeiten liefert. TOM WAITS wäre ein weiterer Hinweis, der jedoch nur auf den düsteren Teil der Stücke verweist. Die von NILS KOPPRUCH schlagwortartig eingesungen/ -gesprochenen Texte erscheinen wie Chiffren von Eindrücken, die letztendlich nur der Autor selbst ganz entschlüsseln kann, die jedoch auch die reine Wortbedeutung verwischen und auf die Dinge zwischen den Zeilen verweisen. Konkrete Aussagen verschwinden unter dem Gesamteindruck, der seinen Anspruch mehr und mehr auf die Bedeutung des Augenblicks fokussiert.
Alles in allem ist dieses Album alles andere als ein misslungener Alleingang, sehr zeitlos, freundlich zu allem, was mithört und also ein Grund zur Freude – nicht nur für FINK-Fans.