Nicht nur das Wetter und die sinkenden Temperaturen kündigen den Herbst an, sondern auch die Vielzahl der Releases, die nach dem Sommerloch mal wieder auf den Markt geworfen werden. Unter den beachtenswerten Veröffentlichungen befindet sich in diesem Jahr auf jeden Fall das neue Doppel-Album von NICK CAVE & THE BAD SEEDS. Das Album besticht nicht nur durch das aufwändige, superschöne Leinen-Artwork, sondern genauso sehr durch die Musik, die entsprechend der stilistischen Ausrichtung auf zwei CDs verteilt wurde. Während „Abattoir blues“ ungewohnt wild lärmend daherkommt, werden auf “The lyre of orpheus” eher düstere und balladeske Töne angeschlagen.
Songs wie „Get ready for love“, der Opener der ersten CD, und „Hiding all away“ hätte man genauso gut auf dem neuen Album der BLUES EXPLOSION vermuten können. Insbesondere die Gitarren und Drums klingen nach den Mannen um Jon Spencer. Sehr gut integriert wurde zudem der soulige Gesang eines Gospel-Chors. Auf der ersten CD befinden sich mit „There she goes, my beautiful world“ und „Let the bells ring“ zudem noch zwei perfekt auskomponierte Pop-Songs, die zeigen, dass es meilenweite Unterschiede zwischen gutem Pop und den Charts gibt.
Der zweite Teil des Albums „The lyre of orpheus“ spiegelt hingegen die düster-melancholische Seite des nimmermüden Musikers wider. „Breathless“ klingt mit seinen schiefen Flöten fast nach Antifolk, während „Babe, you turn me on“ eine traumhaft schöne, unkitschige Ballade mit zarten Piano-Klängen und wie „Easy money“ nur mit minimalem Schlagzeugspiel unterlegt ist.
Ein Album voller schöner Momente, das durch seine Vielfältigkeit besticht und gleichzeitig unter Beweis stellt, dass NICK CAVE auch mit dem Weggang von Blixa Bargeld nichts an Kreativität einbüßt. Im November übrigens hierzulande auf Tour!