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NATHAN GRAY – Live in Wiesbaden / Iserlohn

Jetzt hat man mich doch tatsächlich auf dem falschen Fuß erwischt. 2018 erschien NATHAN GRAYs erstes Studio-Solo-Album „Feral hymns“. Wie es halt manchmal so ist, gekauft, zum Abspielen neben den Plattenspieler gelegt, dann weiter beiseite gelegt, wovon die Vinyl-Scheibe dann in meine ungeordnete, relativ große Plattensammlung gewandert ist, ich nenne es mal das „vinylartige Bermuda-Dreieck“. Jetzt wird es Zeit dem Soloprojekt vom BOYSETSFIRE-Frontman, Sänger und Gründungsmitglied wirklich Gehör zu schenken. Optisch und inhaltlich kommt die CD-Veröffentlichung ziemlich mächtig daher, ein Live-Doppelalbum inklusive DVD. Die Mitschnitte sind jeweils in der Ringkirche in Wiesbaden und in der Dechenhöhle in Iserlohn aufgenommen. Gleich der erste Song „As the waves crash down“ leitet das jeweilige Live-Konzert gut ein, kämpferisch und innig zugleich, hier wird der Spirit von BOYSETSFIRE in Akustik initiiert. Auch BOYSETSFIRE-Songs werden in einer sehr eigenen und puristischen Art und Weise vorgetragen, unterstützt wird Nathan lediglich durch eine zweite Gitarre und ein Cello. In den Pausen zwischen den Liedern wird viel Persönliches offenbart. Nathan selbst scheint so viel bei dem Konzert zu verarbeiten und zu reflektieren, dass ihm bei dem Song „Echoes“ sogar einmal die Stimme wegbleibt. Ich kann erst die Sinnhaftigkeit nicht erfassen, warum auf den beiden Audio-CDs fast die identischen Songs in fast identischer Reihenfolge veröffentlicht sein müssen. Diese Meinung muss ich dann bei der Betrachtung der DVD revidieren. Die beiden Locations, eine Tropfsteinhöhle und eine Kirche, könnten unterschiedlicher nicht sein. Beide Konzerte waren augenscheinlich sehr intime Ereignisse, mit einer aber sehr differenten, visuellen Wirkung, beides jeweils in seiner eigenen Art, melancholisch und emotional. Diese unterschiedliche visuelle Darstellung lässt mich im Gesamten erst bewusst das unterschiedliche Klangbild wahrnehmen. Und genau dies ist, glaube ich, die Intention dieser Veröffentlichung. Trotzdem wäre hier weniger mehr. Ich denke, ein Zusammenschnitt beider Shows auf einer Scheibe wäre kompakter und griffiger gewesen. Der Hörer der Audio-Stücke wäre hier nicht so überladen, insbesondere bei den teilweise sehr langen Ansagen zwischen den einzelnen Stücken. Für Fans steht der Kauf eh schon fest, die anderen sollten sich hier eher zurückhalten.