Am Anfang denkt man: „Oh, „Hurt“ in der JOHNNY CASH-Version“. Dann denkt man: „Oh, INA MÜLLER in leise“. Und am letzten Satz bleibt man dann länger hängen. Genau wie an dem Titel des zweiten Songs auf „Blaue Kanten“: ´Verdammt nochmal, das heißt fliehen nicht fliegen´. NADINE MARIA SCHMIDT (früher bekannt als NYLONSAITEN UND SAITENSTRÜMPFE) schreibt Texte, die mal schnoddrig, mal verliebt, mal verträumt, mal direkt, mal poetisch vertrackt sind. Also, irgendwo zwischen oben Genannten, CHRISTIANE RÖSINGER und DOTA. Hauptthema (wie so oft): Die Liebe in all ihren Facetten, das Leben, das Menschsein. So kann man sich in den einen oder anderen Song durchaus einleben. Die Instrumentierung bleibt durchgängig interessant, im Mittelpunkt steht das Klavier, begleitet von unterschiedlichsten Weggefährten.
Was ein bisschen schade ist, dass die einzelnen Stücke häufig zu gleich aufgebaut sind. Sie fangen ruhig an, um dann gegen Ende wilder zu werden. Da hätte etwas mehr Abwechslung nicht geschadet. Dennoch ist „Blaue Kanten“ ein stimmiges, poppiges, melancholisches, wunderbar klavierlastiges Album geworden, das sich neben „Szenegrößen“ durchaus sehen lassen kann. Nicht zuletzt durch die prägnante Stimme von NADINE MARIA SCHMIDT, die ihren Texten die stets passende Note verleiht. Schön, dass solch ein Album über Crowdfunding das Licht der Welt erblicken darf. Um es mit AMANDA PALMER zu sagen: „This is the future of music!“
„Ich lauf´ dir hinterher, um dich zu wecken / und hoffe, dass sich das Laufen lohnt“ (Von Sonne, Mond und Bär). Das Album lohnt sich auf jeden Fall für alle Freunde von deutschsprachiger Singer/Songwriter-Musik.